Wirtschaft

Befragung zu Höchstarbeitszeit Beschäftigte fürchten Folgen von mehr als zehn Arbeitsstunden täglich

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Für Krankenhaus- und Pflegepersonal sind Arbeitszeiten von maximal acht Stunden täglich schwer durchsetzbar.

Für Krankenhaus- und Pflegepersonal sind Arbeitszeiten von maximal acht Stunden täglich schwer durchsetzbar.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Die Bundesregierung will die deutsche Wirtschaft voranbringen, auch mit höherer Flexibilität bei der Arbeitszeit. Der diskutierte Wechsel auf eine Tageshöchstarbeitszeit sorgt aber viele Beschäftigte, wie eine Studie zeigt. Schon jetzt steht die Gesetzeslage nur selten im Wege.

Knapp drei Viertel der Beschäftigten befürchten laut Studie des gewerkschaftsnahen Instituts WSI negative Folgen einer Reform, die generell Arbeitstage von über zehn Stunden ermöglicht. Beeinträchtigt würden demnach Erholung und Gesundheit, auch die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Familienleben sowie die Organisation des Alltags würden darunter leiden. "Das wäre eine Folge der von der Bundesregierung favorisierten Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit", erklärte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zu seiner Studie. Sie basiert auf einer Online-Befragung vom Juli unter mehr als 2000 Beschäftigten.

Frauen rechnen demnach noch deutlich häufiger mit negativen Auswirkungen als Männer, was laut WSI daran liegen dürfte, dass sie deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit zusätzlich zum Erwerbsjob leisten. Die Befragungsergebnisse unterstreichen laut dem Düsseldorfer Institut auch, dass sehr lange und flexible Arbeitszeiten in Deutschland längst verbreitet sind. Immerhin zwölf Prozent der vom WSI Befragten arbeiten wenigstens an einzelnen Tagen in der Woche länger als zehn Stunden. "Die vorliegenden Ergebnisse zeigen: Eine Abschaffung der gesetzlichen täglichen Arbeitszeitgrenze ist weder erforderlich noch sinnvoll", so das Fazit der Studienautorinnen Yvonne Lott und Eileen Peters vom WSI.

Die Bundesregierung und Arbeitgeberverbände wollen mehr Möglichkeiten für sehr lange Arbeitstage schaffen, indem die Höchstarbeitszeit für den Erwerbsjob nicht mehr pro Tag, sondern pro Woche geregelt wird. Damit würden kurzfristig generell Erwerbsarbeitstage von mehr als zehn Stunden möglich, im Extremfall sogar von mehr als zwölf Stunden. Diese müssten dann über einen längeren Zeitraum auf durchschnittlich acht Stunden ausgeglichen werden.

Arbeitszeitgesetz lässt Ausnahmen längst zu

Aktuell ist der Acht-Stunden-Tag der gesetzliche Rahmen. Allerdings kann die Arbeitszeit ohne Rechtfertigung auf bis zu zehn Stunden täglich ausgeweitet werden, wenn innerhalb von sechs Monaten ein Ausgleich erfolgt. Ferner lässt das Arbeitszeitgesetz viele branchen- und tätigkeitsbezogene Abweichungen und Ausnahmen zu.

Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen den Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten und der Realität: Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) würde die eigene Arbeitszeit gerne verkürzen. Gleichzeitig scheitern Wünsche nach längeren Arbeitszeiten häufig nicht am Arbeitszeitgesetz, sondern an betrieblichen Strukturen und der Ablehnung durch Arbeitgeber.

Aus Sicht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) passen starre Arbeitszeitregeln nicht mehr zur Lebenswirklichkeit in Deutschland. Die Gastronomie brauche Flexibilität, meint der Lobbyverband. Gefordert sei eine Wochenarbeitszeit statt täglicher Höchstgrenzen - wie in anderen EU-Ländern.

Quelle: ntv.de, als/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen