Wirtschaft

Hohe Abfindungen locken Tausende Betriebsrat lässt Opelaner nicht gehen

Die Gewerkschaft kritisiert das populäre Abfindungsprogramm.

Die Gewerkschaft kritisiert das populäre Abfindungsprogramm.

(Foto: dpa)

Abfindungen bis zu 300.000 Euro und mehr bietet Opel Mitarbeitern, die das Unternehmen freiwillig verlassen. Doch der Ausstieg gestaltet sich schwierig für die abwanderungswilligen Angestellten. Ausgerechnet die Arbeitnehmervertreter stellen sich quer.

Wie zuvor angedroht, hat bei Opel der Betriebsrat rund 70 Aufhebungsverträgen zum 1. Mai nicht zugestimmt. Die Mitarbeiter seien damit vorerst weiter bei Opel beschäftigt, hieß es in Unternehmenskreisen.

Die Arbeitnehmervertreter kritisieren das Abfindungsprogramm für jüngere Betriebsangehörige, mit dem Opel eine ungenannte Zahl Beschäftigter loswerden wolle. Der zur Sanierung unter der Regie des neuen Mutterkonzerns PSA benötigte Personalabbau könne allein mit Vorruhestandsregelungen und Altersteilzeit erreicht werden, argumentieren Betriebsrat und IG Metall. Auch wegen einer verspätet eingegangenen Anzeige möglicher Massenentlassungen durch das Unternehmen wollen die Arbeitnehmer den Aufhebungsverträgen vorläufig nicht zustimmen. Ein Opel-Sprecher hatte die Anzeige als rein formalen Akt bezeichnet.

Die Abfindungen für die Jüngeren können je nach Betriebszugehörigkeit schon im Sockelbetrag bis zu 275.000 Euro erreichen. Dazu kommen noch weitere Prämien für einen besonders schnellen Abschied (mindestens 20.000 Euro) und ein Entgelt für den Verzicht bestehender Kündigungsfristen. Schwerbehinderte und Eltern jüngerer Kinder können auf weitere Pauschalen setzen, so dass in vielen Fällen mehr als 300.000 Euro brutto in Aussicht stehen.

Angeblich 2000 Anträge auf Vertragsaufhebung

"Die Mitarbeiter werden zum Spielball", sagte ein betroffener Opel-Angestellter. Unter den Abwanderungswilligen herrsche große Ungewissheit, und es gebe die Angst, dass die versprochenen "Speed-Prämien" bei einem verspäteten Ausscheidetermin entfallen könnten. Opel sieht in der verweigerten Zustimmung der Arbeitnehmer eine Blockade, die gegen die abgeschlossene Betriebsvereinbarung verstoße. Der Betriebsrat stelle sich gegen die Wünsche der Beschäftigten, die bereits zahlreiche Beschwerden an die Personalabteilung gerichtet hätten. Das Programm bleibe aber unverändert in Kraft und jeder Fall werde individuell geklärt. So hätten einige Mitarbeiter bereits im April das Unternehmen verlassen.

Umstritten zwischen den Parteien ist die Wirkung der verschiedenen Personalabbau-Programme für die noch rund 18.000 in Deutschland beschäftigten Opelaner. Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug rechnet mit rund 3800 Teilnehmern bei Vorruhestand und Altersteilzeit. Diese Größenordnung ist laut Opel noch nicht erreicht, so dass zusätzliche Anreize notwendig seien. Das Unternehmen spricht von rund 1000 vorliegenden Abfindungsanträgen jüngerer Beschäftigter. Gerüchteweise ist in Rüsselsheim sogar von 2000 Anträgen in diesem Programm die Rede.

Der Betriebsrat hält dem Unternehmen vor, ohne Gesamtkonzeption zu agieren und nahezu jeden Aufhebungsantrag anzunehmen. Dem trat ein Sprecher entgegen: "Bei unseren freiwilligen Programmen zum Stellenabbau stellen wir sicher, dass alle Schlüsselpositionen besetzt bleiben und alle Bereiche in verschlankter Form voll funktionstüchtig bleiben - auch im Hinblick auf die langfristige Aufstellung unseres Unternehmens."

Quelle: ntv.de, Christian Ebner, dpa

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