Wirtschaft

Fed warnt vor Stablecoins Bitcoin fällt auf tiefsten Stand seit Mitte 2021

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Bticoin-Enthusiasten wie El Salvadors Präsident Bukele sind überzeugt, dass der nächste Kursanstieg kurz bevorsteht.

(Foto: picture alliance / AA)

Im Herbst 2021 hatte Bitcoin noch bei fast 70.000 Dollar notiert. Davon ist nach dem jüngsten Kursrutsch nicht mehr viel übrig. Die Ur-Kryptowährung ist nicht die einzige, deren Kurs abgerutscht ist. Für Aufsehen sorgen insbesondere Turbulenzen einer Cyberwährung, deren Kurs eigentlich gar nicht schwanken sollte.

Der Bitcoin-Kurs ist zeitweise unter die Marke von 30.000 Dollar gefallen. Mit 29.833 Dollar markierte die älteste und wichtigste Kryptowährung in der Nacht ihren niedrigsten Stand seit Mitte vergangenen Jahres. Seit Jahresbeginn hat Bitcoin damit etwa ein Drittel seines Wertes verloren, seit seinem bisherigen Allzeithoch bei gut 69.000 Dollar mehr als die Hälfte. Bis zum Morgen hat sich der Bitcoin-Kurs leicht erholt und stieg auf etwa 32.000 Dollar.

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Als Hauptgrund für den Sinkflug auf dem Kryptomarkt gilt die Zinswende vieler Zentralbanken, die auch die Aktienmärkte und dort insbesondere den Technologiebereich erfasst hat. Nicht nur in den USA stemmen sich die Notenbanker mit teils deutlichen Zinsanhebungen gegen die Inflation. Die steigenden Zinsen machen Anlagewerten zu schaffen, die wie Bitcoin keine regelmäßigen Erträge abwerfen.

Auch andere Kryptowährungen wie Ether, XRP oder Dogecoin brachen ein. Der Marktwert aller vom Portal Coinmarketcap gelisteten rund 19.300 Kryptowerte fiel unter die Marke von 1,5 Billionen Dollar. Das im vergangenen November erreichte Rekordhoch von fast 3 Billionen Dollar ist weit entfernt.

Für Aufsehen sorgt insbesondere der Kursrutsch des sogenannten Stablecoins Terra. Stablecoins sollen nicht wie Bitcoin und die meisten anderen Kryptowährungen im Kurs gegenüber traditionellen Währungen schwanken, sondern sind in einem festen Verhältnis in der Regel 1:1 an den US-Dollar gebunden. Aufgrund ihrer Kursstabilität spielen sie eine wichtige Rolle beim Handel und bei Spekulationsgeschäften mit Kryptowährungen. Die bekanntesten Stablecoins erreichen diese Stabilität, indem sie - zumindest nach Angaben ihrer Schöpfer - für jede Digitalmünze einen US-Dollar oder eine gleichwertige liquide Geldanlage hinterlegen. Terra und einige andere versuchen dagegen, diese Kursstabilität unter anderem mithilfe automatischer Handelssoftware zu erreichen.

Fed warnt vor Stablecoins

Der Kurs von Terra rutschte allerdings zeitweise auf unter 70 Cent ab. Offenbar verloren die Nutzer das Vertrauen, dass die hinter dem Stablecoin stehende Organisation den komplexen Mechanismus aufrechterhalten kann. Für Skepsis sorgt dabei, dass die Reserven für Terra teils in Bitcoin angelegt sind. Terra-Erfinder Do Kwon hatte erst kürzlich angekündigt, Bitcoin für weitere 10 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Davon dürfte nun zunächst keine Rede mehr sein, was als weiterer Schlag für den Bitcoin-Kurs gewertet werden könnte.

In ihrem gestern veröffentlichten Stabilitätsbericht ging auch die US-Zentralbank Federal Reserve auf mögliche Gefahren durch Stablecoins ein. Es bestehe die Gefahr, dass es zu "Runs" auf solche Kryptowährungen komme, also viele Nutzer zeitgleich versuchten, ihre Münzen in Dollar zurückzutauschen. Die Sorge der Fed ist, dass dadurch nicht nur die jeweiligen Coins und das in sie investierte Geld in Gefahr sein könnte, sondern aufgrund des enormen Kapitals, das in einigen Stablecoins steckt, die Stabilität des gesamten Kryptomarktes und des Finanzsystems darüber hinaus.

Bitcoin-Enthusiasten ließen sich von den jüngsten Turbulenzen nicht beeindrucken. Sie weisen darauf hin, dass sich der Wert der Ur-Kryptowährung trotz seiner großen Schwankungen auf lange Sicht vervielfacht hat. Dass um die Marke von 30.000 Dollar ausreichend Bitcoin-Käufe einsetzten, um den Kurs zu stabilisieren, werten manche als Hinweis darauf, dass der bereits seit Monaten anhaltende sogenannte Bärenmarkt seinen Tiefpunkt gefunden haben könnte. Der als Bitcoin-begeistert bekannte Präsident von El Salvador, der die Kryptowährung im letzten Jahr zum offiziellen Zahlungsmittel in seinem Land erklären ließ, verkündete am Abend, weitere 500 Bitcoin zum Kurs von gut 30.000 Dollar gekauft zu haben.

El Salvador habe gerade "den Dip", also die günstige Kaufgelegenheit genutzt, schrieb Präsident Nayib Bukele auf Twitter. Allerdings hatte Bukele, seitdem er im vergangenen Sommer mit den Käufen für einen staatlichen Bitcoin-Fonds begann, bereits mehrfach "Dips" gekauft, wobei der durchschnittliche Kurs dieser angeblichen Kaufgelegenheiten bei weit über 40.000 Dollar lag. Der Staatskasse des bitterarmen und hochverschuldeten El Salvador haben diese Investitionen Stand heute Morgen einen Verlust von mehr als 24 Millionen Dollar beschert.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

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