Kryptos bekommen Prügel Bitcoin stürzt ab
13.06.2022, 15:55 Uhr
Der Bitcoin-Kurs steht derzeit massiv unter Druck..
(Foto: REUTERS)
Kryptowährungen kennen derzeit nur eine Richtung: nach unten. Bitcoin hat in diesem Jahr bisher die Hälfte des Werts verloren. Am Markt herrsche Ausverkaufsstimmung, sagt ein Analyst.
Das tut schon beim Zusehen weh: Kryptowährungen müssen wieder kräftig einstecken und heftige Kursverluste hinnehmen. Bitcoin, die wichtigste von ihnen, verliert 12 Prozent auf rund 23.900 Dollar und kostet damit erstmals seit Dezember 2020 wieder weniger als 25.000 Dollar. Noch härter trifft es Ethereum, für die es um 17 Prozent abwärts geht. Es herrsche Ausverkaufsstimmung am Markt, sagte Timo Emden von Emden Research.
Der Absturz erinnert an den Crash der Kryptowährung TerraUSD im Mai, der den ganzen Krypto-Markt heimsuchte. Seit Anfang des Jahres hat Bitcoin nun fast die Hälfte an Wert eingebüßt, für Ethereum ging es sogar etwa um zwei Drittel abwärts.
Für den neuerlichen tiefen Fall gibt es vor allem einen Grund: Die sehr hohe Inflation könnte die US-Notenbank Fed zwingen, die Zinsen noch schneller und stärker zu erhöhen als bisher geplant. Höhere Zinsen im Gespann mit hoher Inflation sind Gift für riskante Anlagen wie Kryptowährungen.
Das liegt vor allem daran, dass vielen Menschen jetzt plötzlich das Geld ausgeht, um mit Kryptowährungen zu zocken. Die jahrelange Schwemme billigen Geldes der Notenbanken hatte Kleinanleger und professionelle Investoren in riskantere Anlagen getrieben, nun ziehen sich viele von ihnen zurück.
Großes Versprechen
Dass Kryptos an Wert verlieren, wenn die Inflation zulegt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn Fans dieser Projekte behaupten regelmäßig, dass etwa Bitcoin Schutz vor der Inflation biete. Schließlich gebe es nur eine begrenzte Menge. Doch tatsächlich ist Bitcoin kein "digitales Gold". Zur Einordnung: Der Kurs für das Edelmetall hat seit Jahresbeginn rund 1,5 Prozent zugelegt.
Kryptowährungen ähneln eher den Aktien der Tech-Branche. Die gehören derzeit zu den größten Verlierern an den Börsen. Investoren hatten den Firmen in den vergangenen Jahren ihr (geliehenes) Geld hinterhergeworfen. Die Folgen: Startups erreichten in Finanzierungsrunden Fabel-Bewertungen, Aktienkurse gingen durch die Decke. Dahinter stand die Wette, dass die Firmen zwar zunächst Geld verbrennen - aber in Zukunft große Gewinne erwirtschaften.
Ähnlich wird bei vielen Kryptowährungen argumentiert. Die Technologie dahinter werde die Finanzwelt und andere Bereiche revolutionieren, lautet das Versprechen. Vielleicht findet etwa die Blockchain-Technologie tatsächlich ihren allgemeinen Nutzen - doch das muss nicht so kommen.
Nicht alle, die in Bitcoin oder Ether investiert haben, dürften das in der Überzeugung gemacht haben, Geld in eine Zukunftstechnologie zu stecken. Sie kauften Bitcoin in der Hoffnung auf schnelle Gewinne und könnten sich verzockt haben.
"Shitcoins" implodieren
Ganz extrem ist das bei den sogenannten Shitcoins zu sehen. Das sind Krypto-Projekte, die mit dem einzigen Ziel ins Leben gerufen werden, dass der Preis nach oben getrieben wird. Wer vor dem Absturz rechtzeitig aussteigt, kann damit - auf Kosten anderer - sehr viel Geld verdienen. Einige dieser Shitcoins wurden in den letzten Wochen regelrecht pulverisiert.
Ein Hype hatte im Zuge der Corona-Pandemie ab November 2020 für steile Kursgewinne gesorgt, Bitcoin kletterte bis auf rund 69.000 Dollar. Seitdem ging es bergab. Auf dem Krypto-Markt sind wilde Kursschwankungen allerdings nicht ungewöhnlich. Bitcoin hat sich bisher von jedem Crash wieder erholt. Es kann also durchaus sein, dass es für Kryptowährungen bald wieder steil nach oben geht.
Es kann aber auch anders kommen. Der Kurs von Kryptowährungen war in den vergangenen Jahren vor allem gestiegen, weil sie von immer mehr Menschen gekauft wurden. Doch der jetzige Knall gepaart mit einer Zinswende könnte dazu führen, dass Anleger hier künftig sehr viel zurückhaltender sein werden. Hinzu kommt, dass einige von ihnen ihre Krypto-Anteile bald verkaufen müssen, weil sie Rechnungen bezahlen müssen. Diese Dynamik kann für weitere Kursverluste sorgen.
Quelle: ntv.de