Wirtschaft

Neues Kapitel oder Kapitulation? BoJ probiert etwas Neues

Haruhiko Kuroda erklärt die Notenbank-Politik.

Haruhiko Kuroda erklärt die Notenbank-Politik.

(Foto: REUTERS)

Am Tag der Notenbank kommt der erste Aufschlag aus Japan. Die Notenbank will die Inflation unbedingt auf zwei Prozent hieven. Dazu nimmt die Anleihen stärker in den Fokus. Das sind zunächst gute Nachrichten für Banken. Analysten aber sind uneins.

Die japanische Notenbank setzt bei ihrer ultra-lockeren Geldpolitik neue Akzente und signalisiert zugleich eine weitere Öffnung der Geldschleusen. Im Kampf gegen die hartnäckige Konjunkturflaute verzichtete die Bank of Japan (BoJ) aber zunächst auf eine Verschärfung des Strafzinses. Finanzinstitute müssen auf ihre laufenden Konten bei der Zentralbank weiterhin eine Gebühr von 0,1 Prozent zahlen. Stattdessen passte die Notenbank ihre Maßnahmen an. So setzte sie sich für ihr massives Anleihenkaufprogramm ein langfristiges Zinsziel. Zudem kehrte sie dazu zurück, die Inflationsrate möglichst schnell wieder auf zwei Prozent zu bringen. Am Aktienmarkt kamen die Pläne gut an.

Es gebe noch Spielraum die Zinsen tiefer in den Minus-Bereich zu drücken, teilte die Zentralbank mit. "Die BoJ wird anstreben die Realzinsen durch die Kontrolle der kurz- und langfristigen Zinsen zu drücken." Dies sei Kern des neuen Rahmenplans. Mit den neuen Vorhaben sei die Geldpolitik nun noch flexibler und nachhaltiger, sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda.

"Die japanische Notenbank schlägt mit dem heutigen Tag ein neues Kapital auf", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank aus Liechtenstein. Ziel sei ist es nicht mehr, soviel Wertpapiere wie möglich zu kaufen, sondern die Zinsen bis in den langlaufenden Bereich ins Visier zu nehmen. "Zehnjährige japanische Staatstitel sollen nach Möglichkeit eine Rendite im Bereich von null Prozent ausweisen." Die Zentralbanker wollten damit künftig die "Steilheit der Renditekurve" steuern. "Je deutlicher die Zinsen im langlaufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken", sagte Gitzel.

Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg daraufhin kurz auf 0,005 Prozent, nachdem sie vor der Entscheidung bei minus 0,05 Prozent gelegen hatte. Zuletzt war diese Rendite im März positiv gewesen.

BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda räumte ein, dass sich langfristige Zinsen möglicherweise schwerer steuern ließen als kurzfristige, sagte aber, er halte die Steuerung der zehnjährigen Rendite für möglich. Es sei nicht auszuschließen, dass die BoJ ihre Anleihekäufe zur Steuerung der Zinskurve auch reduzieren werde. Nach Einschätzung von Unicredit hat die BoJ ihren Handlungsrahmen vor allem aus Sorge um die Banken des Landes geändert. Zugleich bestätigte die BoJ ihr Vorhaben, jährlich japanische Staatsanleihen für 80 Billionen Yen zu kaufen, ETF für 6 Billionen Yen und Immobilienpapiere (J-REITs) für 90 Milliarden Yen.

Allerdings bewerten manche Analysten den Strategiewechsel der auch als Kapitulation: "Dass die BoJ ihre Geldpolitik nicht weiter gelockert hat, kann man als Anzeichen dafür deuten, dass sie an die Grenze ihrer Handlungsmöglichkeiten gekommen ist und nicht mehr so zuversichtlich ist, ihr Ziel zu erreichen", heißt es in einem Kommentar von Nordea-Analystin Amy Yuan Zhuang.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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