FAA ändert Zulassungsverfahren Boeing 737 Max hebt wohl nicht vor 2021 ab
22.07.2020, 11:09 Uhr
Fluggesellschaften sind durch die Corona-Pandemie weniger stark auf ihre etwa 400 Max-Jets angewiesen.
(Foto: REUTERS)
Der Flugverkehr mit Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max wird wohl nicht mehr im laufenden Jahr aufgenommen. Nach zwei Abstürzen des Typs will die US-Flugaufsicht neuerdings am Ende ihres eigenen Prüfverfahrens öffentliche Stellungnahmen einholen. Das bewirkt erneute Verzögerungen.
Die Boeing 737 Max wird wahrscheinlich nicht vor Anfang nächsten Jahres wieder fliegen und Passagiere befördern können. Das wäre fast zwei Monate später als zuletzt erwartet. Es gebe weitere regulatorische Verzögerungen, hieß es von Vertretern der US-Regierung und aus der Luftfahrtbranche.
Damit wäre das beliebte und weit verbreitete Verkehrsflugzeug unter David Calhoun, dem neuen Chef des Herstellers, mindestens ebenso lange am Boden wie unter seinem Vorgänger Dennis Muilenburg. Der musste Ende 2019 nach wiederholten Verzögerungen bei der Wiederinbetriebnahme der Maschine seinen Hut nehmen.
Neuer Zeitplan der FAA
Der jüngste Zeitplan, so die Regierungsvertreter, gehe davon aus, dass die US-Flugaufsichtsbehörde Federal Aviation Administration (FAA) ihre Prüfungen nach dem im März 2019 verhängten Flugverbot nicht vor Ende Oktober oder Anfang November abschließen werde. Die FAA habe beschlossen, öffentliche Stellungnahmen einzuholen, bevor sie den Prozess der Änderungen an Soft- und Hardware abschließt und das Flugzeug wieder freigibt. Aufseher in der ganzen Welt könnten anschließend noch Wochen brauchen, um sich dieser Entscheidung anzuschließen.
Der Abschluss der anschließenden Pilotentrainings und der Wartungen - und die verbundene endgültige FAA-Freigabe der Maschinen der jeweils einzelnen Fluggesellschaften - wird sich voraussichtlich bis weit in den Dezember hinziehen, sagten die Behördenvertreter. Erst dann könne die Max - verantwortlich für zwei Abstürze, die insgesamt 346 Menschen das Leben kosteten - in den kommerziellen Dienst zurückkehren.
Probleme mit dem Flugsimulator, an dem die Piloten ausgebildet werden, könnten den Prozess noch weiter in die Länge ziehen. Der Start im Passagierverkehr könnte sich so bis in den Februar oder darüber hinaus verzögern, sagte ein mit den Details vertrauter Branchenvertreter.
Weniger Bedarf durch Corona
Die Coronavirus-Pandemie hat den Zulassungsprozess zusätzlich erschwert. FAA-Vertreter arbeiten von zu Hause aus, es ist schwierig, Piloten für die Teilnahme an Bodensimulator-Tests zu bekommen. Boeing-CEO Calhoun hatte lange gehofft, dass die Max bis zum dritten Quartal ihre Flugfreigabe wiederbekommen würde.
Wegen Covid-19 ist der Flugverkehr weltweit eingeschränkt. Fluggesellschaften halten Tausende von Flugzeugen am Boden und sind nun deutlich weniger als vor der Pandemie bestrebt, ihre etwa 400 Max-Jets wieder in ihren Flugplan aufzunehmen. Zusätzlich zu den bereits ausgelieferten Maschinen stehen bei Boeing noch einmal genauso viele neue Maschinen, die noch nicht an Kunden ausgeliefert wurden.
In den nächsten Wochen wird eine Gruppe internationaler Piloten an Flugsimulator-Tests teilnehmen, um mehr als ein halbes Dutzend Änderungen an Checklisten und Notfall-Verfahren im Cockpit zu überprüfen. Experten einer externen Agentur sollen Änderungen an der Konstruktion gesondert analysieren.
Quelle: ntv.de, shu/DJ