Erneuter Sicherheitsvorfall Boeing 737 muss wegen Riss in Frontscheibe umkehren
13.01.2024, 16:30 Uhr Artikel anhören
Eine Boeing 737-800 von Japans größter Fluggesellschaft All Nippon Airways.
(Foto: picture alliance / Markus Mainka)
Boeings Qualitätsprobleme setzen sich fort. Diesmal zwingt ein Riss in der Cockpitscheibe eine Maschine des Typs 737-800 in Japan zum Umkehren. Experten äußern grundsätzliche Zweifel an Boeings Sicherheitsstandards.
Die Pannenserie mit Maschinen des US-Flugzeugherstellers Boeing reißt nicht ab. In Japan ist während eines Inlandsflugs ein Riss in der Frontscheibe einer Boeing 737-800 aufgetreten. Das Flugzeug, das auf dem Weg von Sapporo auf der Insel Hokkaido in die zentraljapanische Stadt Toyama unterwegs war, musste den Flug abbrechen und zum Startflughafen zurückkehren. Von den 59 Passagieren und der Besatzung an Bord sei niemand verletzt worden, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA).
Wie es weiter hieß, trat der Riss in der äußersten von vier Schichten des Cockpit-Fensters auf. Der Riss habe weder die Kontrolle über das Flugzeug, noch den Druck in der Kabine beeinflusst, sagte der ANA-Sprecher weiter. Auch wenn der Vorfall glimpflich ausging, wirft er ein weiteres Schlaglicht auf offenbare Qualitätsprobleme der 737-Maschinen des US-Herstellers Boeing.
Die US-Luftfahrtbehörde hat gerade ihr Flugverbot für Maschinen der Reihe Boeing 737 Max 9 auf unbestimmte Zeit verlängert. Das anhaltende Flugverbot für 171 Flugzeuge diene "der Sicherheit der amerikanischen Reisenden", erklärte die Federal Aviation Administration (FAA). Dutzende Flugzeuge müssten demnach erneut inspiziert werden. Das Flugverbot und die Inspektionen waren eine Reaktion auf einen Zwischenfall, bei dem eine Maschine der Fluggesellschaft Alaska Airlines kurz nach dem Start im US-Bundesstaat Oregon einen Teil der Kabinenwand verloren hatte. Bei anschließenden Kontrollen stellten Experten jedoch auch an weiteren Flugzeugen Sicherheitsmängel fest.
"Hat Boeing seine Organisation im Griff?"
Das Modell 737 MAX bereitet Boeing schon seit Jahren massive Probleme. Nach zwei Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Toten war im März 2019 ein weltweites Flugverbot für die Maschinen dieses Typs verhängt worden, das erst Ende 2020 nach technischen Überarbeitungen aufgehoben wurde.
Nach den jüngsten Vorfällen äußerten Experten grundsätzliche Zweifel an den Sicherheitsstandards bei der Produktion bei Boeing. Er gehe davon aus, dass es sich bei dem Zwischenfall um ein "produktionsbedingtes Problem handelt", sagte Luftfahrtexperte Gerhard Wissel ntv.de über den Vorfall bei Alaska Airlines. Der Konzern müsse sich die Frage gefallen lassen: Hat Boeing seine eigene Organisation fest genug im Griff, um ein wirklich flugtaugliches und hundert Prozent sicheres Flugzeug auszuliefern?
Quelle: ntv.de, mbo/rts