"Geht nicht weit genug" Boeing-Gewerkschaft schlägt auch 30-Prozent-Angebot aus
24.09.2024, 09:31 Uhr Artikel anhören
Boeing-Mitarbeiter klagen über jahrelange Nullrunden.
(Foto: AP)
Boeing-Arbeiter haben zuletzt mehrere Nullrunden akzeptiert. Die Folge: Flugzeug-Monteure beklagen, dass sie teils weniger als Küchenhilfen im Burger-Restaurant verdienten. Boeing macht ihnen nun ein sattes Angebot. Der Gewerkschaft reicht das allerdings nicht.
Im festgefahrenen Tarifstreit bei dem US-Flugzeugbauer Boeing hat die Gewerkschaft IAM das jüngste Angebot des Unternehmens als unzureichend abgelehnt. Der Vorschlag "geht nicht weit genug", um die Bedenken der Belegschaft auszuräumen, teilte die Führung der Arbeitnehmervertretung am späten Montagabend Ortszeit mit. Das Unternehmen habe "sein Ziel verfehlt", hieß es in der an die Beschäftigten adressierten Mitteilung mit Bezug auf ein Ende des Konflikts. "Sie versuchen, einen Keil zwischen unsere Mitglieder zu treiben und unsere Solidarität zu schwächen", kritisierte die IAM weiter und warf Boeing eine "Strategie der Spaltung" vor.
Das ursprüngliche Tarifangebot des Unternehmens - 25 Prozent mehr Lohn gestreckt über mehrere Jahre - hatten die Mitarbeiter zuvor rundherum abgelehnt. Am Montag dann legte Boeing nach: Das Unternehmen bot der Belegschaft 30 Prozent mehr Lohn an, erhöhte die Prämienzahlung und sagte außerdem zu, eine im ersten Angebot nicht enthaltene jährliche Bonuszahlung wieder einzuführen sowie einen erhöhten Beitrag für eine Pensionskasse einzuplanen. Boeing sprach von einem "letzten Angebot" und erklärte, bis Freitag um Mitternacht solle sich die Belegschaft entscheiden, ob sie es annehmen wolle oder nicht.
Die Gewerkschaftsführung kritisierte, dass der Flugzeugbauer den 27. September als Frist für die Annahme dieses Angebots setzte. Es werde bis dahin keine Abstimmung über den Vorschlag geben.
Die Gewerkschaft war in die Verhandlungen mit der Forderung nach einem Einkommensplus von 40 Prozent über die vierjährige Laufzeit des Vertrags gegangen. Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert. Einige beschwerten sich in US-Medien, dass man als Flugzeug-Monteur zum Teil weniger verdiene als in der Küche eines Burger-Restaurants.
Eine Einkommenserhöhung von 25 Prozent hatten im vergangenen Jahr die Arbeiter der drei US-Autoriesen mit wochenlangen Streik-Aktionen durchgesetzt. Die größte Boeing-Gewerkschaft IAM mit rund 33.000 Beschäftigten war Mitte September in den Streik getreten.
Streik trifft das Herzstück von Boeing
Von der Arbeitsniederlegung ist die Boeing-Produktion rund um Seattle im Nordwesten der USA betroffen, wo unter anderem das Bestseller-Modell 737 und der Langstrecken-Jet 777 gebaut werden. Vor allem bei der 737 ist Boeing bereits im Verzug mit Lieferungen an viele Fluggesellschaften.
Der Airbus-Konkurrent steckt nach einer Pannenserie in der Krise und kämpft mit hohen Verlusten. Nach einem Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpfteil einer so gut wie neuen Boeing-Maschine kurz nach dem Start herausriss, darf der Konzern bis auf Weiteres nicht die Produktion der 737-Reihe ausbauen.
Boeing reagierte auf den Streik unter anderem mit einem Einstellungsstopp. Außerdem wurden Mitarbeiter beurlaubt und Dienstreisen aufs Nötigste reduziert. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP