Calhoun geht zum Jahresende Boeing gibt Chef-Wechsel auf Raten bekannt
25.03.2024, 14:32 Uhr Artikel anhören
Massive Probleme bei der Qualitätskontrolle bringen zuletzt den Flugzeugbauer Boeing in Verruf. Nun zieht das US-Unternehmen Konsequenzen - jedoch nicht sofort: Chef Calhoun macht zum Jahreswechsel den Weg frei für einen Neuanfang an der Spitze des Konzerns.
Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing leitet wenige Wochen nach einem Beinahe-Unglück einen Chefwechsel ein. Konzernchef Dave Calhoun gebe den Posten Ende des Jahres ab, teilte der Konkurrent des europäischen Flugzeugherstellers Airbus mit. Auch Verwaltungsratschef Larry Kellner und der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, gehen.
Einen Nachfolger für Calhoun nannte das Unternehmen bisher nicht. Deal wird durch Stephanie Pope ersetzt, die vor kurzem die Verantwortung für das operative Geschäft übernommen hatte. Kellner, ein ehemaliger Geschäftsführer von Continental Airlines, ist seit etwa 13 Jahren im Board von Boeing. Er wird als Vorsitzender durch den ehemaligen CEO von Qualcomm, Steve Mollenkopf, ersetzt, der dem Board seit 2020 angehört.
Calhoun ist angesichts zahlreicher Probleme bei der Qualitätskontrolle von Boeing-Verkehrsflugzeugen unter Druck geraten. "Die Augen der Welt sind auf uns gerichtet, und ich weiß, dass wir aus diesem Moment als besseres Unternehmen hervorgehen werden", sagte Calhoun, der im Januar 2020 CEO von Boeing wurde. "Wir werden uns weiterhin voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren, die wir gemeinsam geleistet haben, um unser Unternehmen nach den außergewöhnlichen Herausforderungen der letzten fünf Jahre wieder zu stabilisieren, wobei Sicherheit und Qualität bei allem, was wir tun, an erster Stelle stehen."
Boeing steht seit dem Zwischenfall am 5. Januar bei einem Flug der Alaska Airlines unter dem Druck von Investoren und Fluggesellschaften, einen Plan zur Behebung der Qualitätsprobleme des Unternehmens vorzulegen. Eine Gruppe von CEOs von Fluggesellschaften hatte kürzlich um ein Treffen mit dem Boeing-Vorstand gebeten, ein ungewöhnlicher Schritt, der ihre Unzufriedenheit mit dem Unternehmen und mit Calhoun zeigt.
Calhoun hatte es eigentlich besser machen wollen als sein Vorgänger. Stattdessen ist er der zweite Boeing-Chef, der aufgrund von Qualitäts- und Produktionsproblemen zurücktritt. Calhoun - der nach zwei tödlichen Abstürzen der 737 MAX in den Jahren 2018 und 2019 mit der Aufgabe betraut wurde, Boeing wieder auf Vordermann zu bringen - hat die letzten Monate damit verbracht, Investoren, Aufsichtsbehörden und Fluggesellschaften davon zu überzeugen, dass das Unternehmen immer noch in der Lage ist, ein Qualitätsflugzeug zu bauen.
Boeing und seine Lieferkette wurden von Pannen heimgesucht - von falsch gebohrten Löchern in 737-Rümpfen über Produktionspannen beim 787 Dreamliner bis hin zu Pannen mit der neuen Air Force One. Keines dieser Probleme führte aber zu Zwischenfällen in der Luft.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/rts/DJ