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Hersteller mit vielen Problemen Boeing liefert deutlich weniger Maschinen aus

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Wegen Qualitätsproblemen wurden die Produktionszahlen der Boeing 737 MAX gedrosselt.

Wegen Qualitätsproblemen wurden die Produktionszahlen der Boeing 737 MAX gedrosselt.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Seit längerer Zeit kämpft Boeing mit Qualitätsproblemen und aufsehenerregenden Pannen. Nun geht auch die Zahl der ausgelieferten Maschinen deutlich zurück. Experten geben derweil leichte Entwarnung angesichts der Vorfälle und zählen auch Konkurrent Airbus an.

Der pannengeplagte US-Flugzeugbauer Boeing hat im ersten Quartal deutlich weniger Maschinen ausgeliefert als im Vorjahreszeitraum. Von Januar bis Ende März gingen 83 Flugzeuge an die Kunden - im vergangenen Jahr waren es in den drei Monaten 130 Maschinen gewesen, wie aus den veröffentlichten Zahlen des Unternehmens hervorgeht. Konkurrent Airbus hat im ersten Quartal insgesamt 142 Maschinen an 45 Kunden übergeben, davon 52 A320neo und 63 A321neo, wie der Konzern mitteilte. Zudem wurden sieben Maschinen aus der A350-Familie ausgeliefert.

Boeing kämpft seit mehr als einem Jahr mit schwerwiegenden Qualitätsproblemen. Die US-Aufsichtsbehörde FAA hat deshalb die Produktionszahlen für die meistverkaufte Maschine 737 MAX auf dem Niveau von 2023 gedrosselt. Boeing darf 38 Maschinen pro Monat herstellen. Geplant hatte das Unternehmen eigentlich mit 50 Maschinen ab 2025.

Im Januar wurden nur 27 Maschinen vom Typ 737-MAX fertiggestellt, wie im Februar Finanzchef Brian West mitgeteilt hatte. Seitdem gab es keine neuen Angaben des Unternehmens. Konzernchef David Calhoun hat wegen der Probleme bereits seinen Rücktritt Ende des Jahres angekündigt. Er sollte Boeing eigentlich grundlegend umbauen, nachdem 2018 und 2019 zwei 737-MAX-Maschinen abgestürzt und 346 Menschen ums Leben gekommen waren. Grund waren Konstruktionsfehler.

Experten beschwichtigen nach Pannenserie

In den vergangenen Monaten häuften sich die Pannen von Boeing-Maschinen. Im Januar verlor eine Boeing 737 MAX eine Kabinentürabdeckung, im März löste sich während des Abflugs einer Boeing 777 ein Rad, vergangene Woche musste der Start einer 737 wegen eines Motorschadens abgebrochen werden. Und am Sonntag kehrte eine Boeing 737 um, weil sich die Triebwerksverkleidung gelöst hatte.

Luftfahrtexperte Bertrand Vilmer vom Pariser Unternehmen Icare aéronautique nennt die Häufung und Art der Defekte und Vorfälle "selten" und "völlig abnormal". Vilmer tritt jedoch dem Anschein entgegen, dass Boeing-Maschinen besonders störanfällig seien. Beispielsweise hätten hunderte Airbus-Maschinen wegen eines verunreinigten Bauteils monatelang am Boden bleiben müssen, sagt er. Über dieses Problem sei nur weniger berichtet worden.

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"Jeder Vorfall mit einem Boeing-Flugzeug in diesem Jahr hat Schlagzeilen gemacht und den Eindruck erweckt, dass Boeing-Flugzeuge nicht sicher sind", stellten die Analysten des Vermögensverwalters Bernstein Ende März fest. "Tatsächlich ist die Zahl der Zwischenfälle mit Airbus- und Boeing-Flugzeugen in den USA im bisherigen Jahresverlauf proportional zur Zahl dieser Flugzeuge in den Flotten der US-Fluggesellschaften."

Leichte Entwarnung kommt auch von Richard Aboulafia, Direktor des Beratungsunternehmens Aerodynamik Advisory: "In den USA gab es seit weit über zehn Jahren keinen einzigen Todesfall mehr, obwohl jedes Jahr Millionen von Menschen fliegen", sagt er. "Aber jeden Tag sterben hunderte Menschen auf den Straßen." Dennoch sieht Aboulafia ein Problem bei der Wartungsbranche weltweit.

Quelle: ntv.de, rog/AFP/DJ

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