Wirtschaft

"Wenig Raum für Optimismus" Börsenauftakt 2019 gerät zur Zitterpartie

Es gibt "wenig Raum für einen optimistischen Marktausblick", sagt Volkswirt Bernhard Grünäugl vom Vermögensverwalter BayernInvest. Aber auch hier gilt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Es gibt "wenig Raum für einen optimistischen Marktausblick", sagt Volkswirt Bernhard Grünäugl vom Vermögensverwalter BayernInvest. Aber auch hier gilt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

(Foto: dpa)

Die erste Handelswoche im neuen Jahr dürfte richtungsweisend werden. Sollten die Kurse weiter fallen, könnten sich Anleger an das Jahr 2016 erinnern. Risikopolster waren damals schnell aufgebraucht. Die Folge: Wochenlange "Zwangsverkäufe".

Trauen sich im neuen Börsenjahr die Schnäppchenjäger wieder aus der Deckung oder behalten die Bären die Oberhand? Gerade die erste Handelswoche 2019 könnte für Spannung sorgen - auch wenn sie wegen Silvester und Neujahr arg verkürzt ist.

Gehandelt wird lediglich von Mittwoch bis Freitag. Der Rückenwind ist denkbar schwach: Zuletzt ging es mit den deutschen Aktien immer rasanter bergab. Anleger an den Börsen. Zwar legte der Dax am letzten Handelstag des Jahres um 1,71 Prozent auf 10.558Punkte zu. Doch auf Jahressicht ergibt sich ein Minus von über 18 Prozent. 

Damit fuhr der deutsche Leitindex seinen größten Jahresverlust seit 2008 ein. Damals - inmitten der globalen Finanzkrise - ging es um gut 40 Prozent abwärts. Der Wall Street droht 2018 sogar der schwächste Dezember seit 1931. Auf Jahressicht steht der Leitindex Dow Jones mit einem Verlust von aktuell gut sechs Prozent allerdings noch vergleichsweise gut da.

Zu alten kommen neue Risiken

Die Dauerbrenner-Risiken Brexit und Zollstreit könnten Investoren auch 2019 die Suppe versalzen, warnen Experten. Dazu geselle sich Frankreich. Dort hat Präsident Emmanuel Macron als Reaktion auf gewaltsame Proteste zusätzliche Ausgaben in Aussicht gestellt, die das Etatdefizit auf mehr als drei Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung treiben dürften.

In Großbritannien versuche die britische Premierministerin Theresa May, ihre Landsleute zu einer Entscheidung zwischen dem ungeliebten Brexit-Deal und einem ungeordneten Ausstieg Großbritanniens aus der EU zu zwingen, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Wenn diese Strategie aufgeht, ist eine Verschiebung des Austrittsdatums wahrscheinlich. Das Drama geht in die Verlängerung." Das Motto der Anleger dürfte vor diesem Hintergrund deshalb weiterhin heißen: Das Beste hoffen und sich auf das Schlimmste vorbereiten.

Risiko: Wochenlange "Zwangsverkäufe" wie 2016

Sollten die Kurse zum Jahresbeginn weiter fallen, könnten sich Anleger an das Jahr 2016 erinnern, als der Dax in den ersten Handelswochen unter Druck geraten. "Damals waren Risikobudgets, die eigentlich ein ganzes Jahr halten sollten, nach wenigen Tagen aufgebraucht", sagte Stefan Kreuzkamp vom Vermögensverwalter DWS. Die Folge: Wochenlange "Zwangsverkäufe", bis der Markt schließlich einen Boden gefunden habe.

"Die Vielzahl der 2018 schlagend gewordenen Risiken lässt wahrlich wenig Raum für einen optimistischen Marktausblick", sagt Volkswirt Bernhard Grünäugl vom Vermögensverwalter BayernInvest. "Gleichwohl liegt in dem derzeit sehr negativen Marktsentiment eventuell auch die Chance auf ein besseres Kapitalmarktjahr 2019."

"Die Wirtschaft schwächelt, die Zinsen steigen - von einem attraktiven Szenario für Aktien sind wir aktuell meilenweit entfernt", sagt auch Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Aber genau das könnte den Impuls für eine Erholung liefern. Denn wenn die Stimmung am Tiefpunkt angekommen ist, gehen die Kurse meistens wieder nach oben."

Mit Hoffnung schaut Nikolaos Panigirtzoglou von JPMorgan auf den Jahresauftakt 2019. Nach den jüngsten herben Verlusten an den Börsen habe sich das Tor für Schnäppchenjäger weit geöffnet. 

Fed, Zinsen, US-Jobmarkt

Anleger könnten mit Aktienkäufen zu Anfang des neuen Jahres darauf setzen, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung im März die Leitzinsen nicht erneut anhebe, so Panigirtzoglou. Zum Schrittmacher für Aktien könne der US-Anleihemarkt werden: Dort hatte sich der Renditeabstand zwischen kurz- und langlaufenden Papieren zuletzt immer mehr verringert. Diese Tendenz gilt als Signal für eine drohende Rezession.

Sollte sich die Zinsdifferenz zwischen Kurz- und Langläufern wieder ausweiten, könne das den Aktien Rückenwind verleihen. Statt der ausgefallenen Jahresend-Rally 2018 könnte es dann möglicherweise eine Jahresauftakt-Rally 2019 geben. Aufschluss über den jüngsten Zustand der Konjunktur in den USA und weltweit dürfte in der kommenden Woche eine ganze Reihe von Wachstumsdaten geben.

Neben dem Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Dezember stehen zahlreiche Umfragen unter Einkäufern des verarbeitenden Gewerbes und der Service-Sektors für die USA, China und die Eurozone im Dezember auf der Agenda.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

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