Hafen lahmgelegt Brückeneinsturz von Baltimore trifft Autohersteller


Beim Hafen von Baltimore handle es sich um eine der wichtigsten maritimen Anlaufstellen der USA.
(Foto: REUTERS)
Nach dem Einsturz der Francis-Scott-Key-Brücke könnte der Hafen von Baltimore wochenlang stillstehen. Der Hafen hat für die Verschiffung von Autos auch deutscher Konzerne erhebliche Bedeutung. Auch Kohle und Flüssiggas werden von dort abtransportiert.
Die globale Wirtschaft musste in den vergangenen Jahren eine Reihe von Schocks in den eng getakteten weltweiten Lieferketten verarbeiten und hat nun mit einer neuen Erschütterung zu kämpfen: Nachdem ein riesiges Containerschiff in Baltimore die Francis-Scott-Key-Bridge gerammt und zum Einsturz gebracht hat, ist ein wichtiger Hafen an der US-amerikanischen Ostküste lahmgelegt und eine Autobahnverbindung unterbrochen.
Die Brücke überspannte die Einfahrt zum insgesamt neuntgrößten Hafen des Landes. Baltimore ist zwar kein großer Containerhafen - laut "Bloomberg" steht er für etwa drei Prozent des Gesamthandels an der Ost- und Golfküste -, aber hier werden die meisten Autos in den USA umgeschlagen. Rund 750.000 Autos wurden im vergangenen Jahr über Baltimore verschifft - hergestellt von amerikanischen und europäischen Konzernen wie General Motors, Ford, Volkswagen, BMW und Mercedes. Wichtig ist Baltimore auch für den Transport von Kohle, Gips und Bauholz. Jeden Monat verlassen eine halbe Million Tonnen Flüssiggas den Hafen.
Im vergangenen Jahr lag das Gesamthandelsvolumen des Hafens bei rund 47 Millionen Tonnen Gütern im Wert von etwa 80 Milliarden Dollar. Das bedeutet rein rechnerisch, dass jeder Tag, an dem Baltimore geschlossen ist, Waren im Wert von 217 Millionen Dollar nicht umgeschlagen werden. Wie lange die Behinderungen dauern, ist unklar. Doch es könnte mehrere Wochen oder sogar Monate dauern, bis der Hafen wieder vollständig genutzt werden kann. Den Behörden zufolge ist der Seeverkehr durch den Hafen "bis auf Weiteres" eingestellt.
US-Verkehrsminister Pete Buttigieg sagte, es stehe außer Frage, dass die Schließung von Baltimore erhebliche und langwierige Auswirkungen auf die Lieferketten haben werde. Präsident Joe Biden sagte, die US-Regierung werde "Himmel und Hölle in Bewegung setzen", um den Hafen zu öffnen und die Brücke so schnell wie möglich zu reparieren. Das werde aber "einige Zeit in Anspruch nehmen".
Große Staus
Logistiker hoffen, dass der Engpass lokal begrenzt sein wird und Lieferketten nicht völlig durcheinanderwirbeln wird. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen ihre Fracht umleiten können. Einige haben bereits angekündigt, bei Ex- und Importen auf andere US-Häfen auszuweichen. Infrage kommen nicht nur Häfen an der Ostküste von Miami bis Boston. Um dort Engpässe zu vermeiden, haben sie auch die Westküste etwa mit Los Angeles im Blick.
Das bedeutet allerdings: deutlich längere Transportwege und damit höhere Kosten. Der zweitgrößte Hafen des Landes für Autotransporteure befindet sich in Brunswick im Bundesstaat Georgia - etwa 700 Meilen südlich von Baltimore.
Für Unternehmen und Verbraucher könnte sich eine Erfahrung aus der Corona-Pandemie wiederholen, die vor allem durch Lockdowns in China gemacht wurde: Ein plötzlicher deutlicher Anstieg des Frachtaufkommens reicht aus, um die Abfertigungskapazitäten eines Hafens zu überfordern. Das führt zu massiven Staus von wartenden Schiffen und zu immer größeren Verzögerungen beim Transport.
Der Einsturz der Brücke wird zwar nur begrenzte Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben, sagte Mark Zandi, Chefökonom von Moody's Analytics. Doch er zeige, wie anfällig die Infrastruktur und die Versorgungsketten des Landes seien.
Quelle: ntv.de