Höchste Nickelförderung der Welt Buhlen um Indonesiens Bodenschätze beginnt
13.04.2023, 08:23 Uhr Artikel anhören
Deutsche Firmen müssen beim Nickel-Abbau auf Sulawesi auf die Umwelt achten, chinesische nicht.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Indonesien hat, was Deutschland braucht: große Mengen Nickel zur Herstellung von Batterien. Ambitionierte Pläne heben das Inselarchipel auf die wirtschaftliche Weltbühne. Deutsche Firmen loten ihre Chancen aus - und treffen auf Platzhirsch China.
Wenn sich Indonesien in diesen Tagen auf der Hannover Messe als Partnerland präsentiert, dann geht es ums Geschäft: Der indonesische Staatspräsident Joko Widodo lässt schon im Vorfeld keinen Zweifel daran, dass er ambitionierte Pläne hat: Bis 2030 will Indonesien zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt zählen. Experten halten das für machbar, schließlich ist der Inselstaat schon jetzt das wirtschaftsstärkste Land in Südostasien.
Das indonesische Inselarchipel ist etwa fünfmal so groß wie Deutschland und damit einer der großen Player in der Region. Über 275 Millionen Menschen leben dort. Als Handelspartner für Deutschland rangiert das Land zwar bisher noch unter ferner liefen. Doch seit der Ukraine-Krieg die deutsche Abhängigkeit von China in den Fokus rückt, steigt die strategische Bedeutung. "Indonesien hat eine Vielzahl von Rohstoffen", erklärt Jan Rönnfeld im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". Der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Indonesischen Handelskammer in Jakarta kennt die Situation vor Ort ganz genau: Die Insel Sulawesi etwa ist reich an Nickel, einer wichtigen Komponente für Batterien von E-Autos.
Vergangenes Jahr wurden 1,6 Millionen Tonnen Nickel in indonesischen Minen gefördert - fast die Hälfte der weltweiten Produktion. Die Reserven sind mit 21 Millionen Tonnen so groß wie sonst nur in Australien. Auf dem Weg in die E-Mobilität kommen deutsche Autobauer schwer an Indonesien vorbei.
Deutschland ist spät dran
Doch sie sind spät dran, findet Frank Malerius von Germany Trade & Invest, der Außenwirtschaftsagentur des Bundes: "Die Wertschöpfungskette vom Abbau des Nickels bis hin zur Verarbeitung ist schon weitgehend in chinesischer Hand." Die Chinesen kämen mit dem großen Geldkoffer und müssten weniger Rücksicht nehmen, erzählt man sich laut Malerius in der Branche. Westliche Standards haben Menschen und Umwelt im Blick, kosten aber Zeit.
Europäische Unternehmen müssten sich dringend positionieren, um überhaupt mitzumischen, sagt Rönnfeld. Er fordert deshalb klare Investitionszusagen, so wie es der Chemiekonzern BASF und das französische Bergbauunternehmen Eramet vormachen: Die Unternehmen prüfen derzeit die Kooperation bei einer Nickel-Kobalt-Anlage für den E-Automarkt. BASF könnte auf diesem Weg Zugang bekommen zu 42.000 Tonnen Nickel und 5.000 Tonnen Kobalt aus Minen, die internationalen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.
Dennoch wird Europa Chinas Vorsprung kaum aufholen können. Auch Indonesien hält an seinen Spielregeln fest: Statt einfach nur Rohstoffe zu exportieren, sollen diese im Land selbst verarbeitet werden, damit die Menschen vor Ort von mehr Wertschöpfung profitieren. Westliche Investoren sind auf diesem Weg willkommen und durchaus umworben. Indonesien hat speziell dafür sein Investitions- und Arbeitsrecht gelockert und treibt die Digitalisierung voran. Auf der Hannover Messe wird Staatschef Joko Widodo offensiv für sein Land werben.
Was muss Deutschland tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Mary Abdelaziz-Ditzow im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.
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Quelle: ntv.de