EZB auf gutem Weg Bundesbank-Chef will "gieriges Biest" Inflation bekämpfen
21.06.2023, 20:38 Uhr Artikel anhören
Joachim Nagel stellt sich hinter mögliche Leitzinserhöhungen.
(Foto: picture alliance / Ulrich Baumgarten)
Im Mai lag die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 6,1 Prozent. Deutschland verfehlte damit weiterhin den Zielwert der EZB. Die deutete bereits an, den Leitzins womöglich bald weiter zu erhöhen. Bundesbank-Chef Nagel unterstützt das.
Bundesbank-Chef Joachim Nagel sieht die Europäische Zentralbank bei ihrem Kampf gegen die Inflation auf gutem Weg. Er sei zuversichtlich, dass die Inflation zum Zielwert der EZB von zwei Prozent zurückkehren werde. "Aber es ist noch eine Wegstrecke bis dahin", sagte er auf einer Veranstaltung zu 60 Jahren Sachverständigenrat in Berlin. Die Währungshüter müssten beharrlich bleiben, da auch der Preisauftrieb hartnäckig sei: "Inflation ist für mich wie ein gieriges Biest. Und wir müssen gegen dieses gierige Biest kämpfen".
Nagel hatte jüngst gesagt, dass die Zinsen auch nach der Sommerpause womöglich angehoben werden müssten. Für Juli hat EZB-Chefin Christine Lagarde einen nächsten Schritt bereits signalisiert. Die EZB hatte im vergangenen Sommer mit ihrer geldpolitischen Straffungsserie begonnen und vorige Woche den achten Schritt in Folge vollzogen.
Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte jüngst darauf verwiesen, dass auch der Internationale Währungsfonds (IWF) eine klare Empfehlung abgegeben habe: Wenn die Dauer der Inflation ungewiss sei, sprächen Überlegungen zum Risikomanagement für einen strafferen geldpolitischen Kurs. Dieser wirke praktisch wie eine Versicherung gegen die Gefahr, dass sich die Inflation im späteren Verlauf verfestige.
Ökonom Heiner Flassbeck betonte bei Focus Online hingegen, dass die EZB die Wirtschaft mit ihrer restriktiven Geldpolitik in eine Rezession führe. Als Grund nennt er die gesunkenen Erzeugerpreise. "Wenn vor einem Jahr noch alle gesagt haben, dass Erzeugerpreise stark steigen und das der Vorbote für eine stark anziehende Inflation ist, dann müssen doch jetzt fallende Erzeugerpreise anzeigen, dass sich die Lage wieder normalisiert."
Quelle: ntv.de, tkr/rts