Wirtschaft

Autobauer im Aufwind? China senkt Einfuhrzölle für Autos

Beherzte Maßnahme: Peking stutzt die Importzölle auf Autos von 25 auf 15 Prozent.

Beherzte Maßnahme: Peking stutzt die Importzölle auf Autos von 25 auf 15 Prozent.

(Foto: picture alliance / Shepherd Zhou)

In die Verhandlungen der beiden weltgrößten Wirtschaftsmächte kommt plötzlich Bewegung: Die Volksrepublik China räumt beim Import von Pkw und Autoteilen wichtige Handelshürden aus dem Weg. Auch deutsche Autobauer könnten profitieren.

Die chinesische Regierung hat angekündigt, dass sie die Einfuhrzölle für Autos aus dem Ausland ab dem 1. Juli von 25 auf 15 Prozent senken wird. Die Importzölle auf Autoteile würden auf 6 Prozent gesenkt, erklärte die Zolltarifkommission des Staatsrates. Hier lagen die erhobenen Abgaben je nach Bauteil bislang zwischen 8 und 25 Prozent. Die Maßnahmen würden "die Transformation und Aufwertung der Automobilindustrie fördern, und den Anforderungen der Verbraucher gerecht werden", hieß es von der Kommission.

Die Senkung der Importzölle sorgte über die internationale Automobilindustrie hinaus für Aufsehen: Die Ankündigung erreichte die Öffentlichkeit inmitten der laufenden Verhandlungen zwischen den USA und China, die darauf abzielen, einen Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu verhindern. Der Automobilsektor gilt als ein wichtiger Schwerpunkt der Gespräche.

Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer hatte in einer Studie im März erklärt, dass China keine gleichen Wettbewerbsbedingungen für ausländische Automobilhersteller biete. Die Wirtschaftslenker in Peking hatten bislang stets betont, im drohenden Handelsstreit mit den USA die chinesischen Interessen verteidigen zu wollen.

Vorteil im Premiumsegment

Bislang gelten für ausländische Autobauer im chinesischen Markt strenge Vorgaben: Um im chinesischen Markt aktiv zu werden, mussten die Hersteller über eigens gegründete Gemeinschaftsunternehmen mit einem chinesischen Partnern lokale Produktionskapazitäten aufbauen. Entsprechend verkauften die großen Marken in China vor allem vor Ort produzierte Fahrzeuge. Für einige Autokonzerne sind Importe - vor allem im Premiumsegment - jedoch eine lukrative Nische.

China importierte nach Angaben des Branchenverbands China Automobile Dealers Association (CADA) im vergangenen Jahr 1,2 Millionen Pkw, was einem Anteil von etwa 4 Prozent der in China verkauften Fahrzeuge entspricht. Chinas Finanzministerium teilte in einer Erklärung mit, die Senkung der Zölle sei eine "wichtige Maßnahme zur weiteren Öffnung" der chinesischen Wirtschaft.

Für internationale Autohersteller bedeutet die "Öffnung" eine deutliche Erleichterung beim Zugang zum chinesischen Absatzmarkt. Gleichwohl sind die Zölle auf Autoimporte damit auch künftig deutlich höher als vergleichbare US-Importzölle - dort werden auf in die Vereinigten Staaten eingeführte Autos Abgaben in Höhe von 2,5 Prozent erhoben.

Am deutschen Aktienmarkt blieben Anleger zunächst skeptisch: Die Aktien der im Leitindex notierten Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen zogen lediglich moderat freundlich an. Am stärksten fielen die Kursreaktionen noch bei BMW aus, die gegen Mittag knapp 1,5 Prozent fester notierten und damit die Gewinnerliste im Dax anführten.

Vorgabe von Präsident Xi

Vollkommen überraschend kommen die Ankündigungen aus China nicht: Staatspräsident Xi Jinping hatte bereits anlässlich der Pekinger Automesse angekündigt, dass die Regierung in Peking die Importabgaben auf Autos bis zum Ende des Jahres "erheblich" reduzieren werde. Beobachter werteten dies als beschwichtigendes Signal an US-Präsident Donald Trump, der China immer wieder unfaire Handelspraktiken vorgeworfen und deshalb mit Strafzöllen in Milliardenhöhe gedroht hatte.

Ende vergangener Woche verkündeten beide Länder dann eine Einigung in ihrem seit Monaten schwelenden Handelsstreit und erklärten, vorerst auf gegenseitige Strafzölle zu verzichten. Das US-Handelsdefizit mit Peking, das Trump als Grund für seine protektionistische Wirtschaftspolitik anführt, soll demnach "erheblich" verringert werden.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/DJ

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