Stellenabbau hilft Rheinmetall Conti-Mitarbeiter wechseln zu Waffenschmiede
14.06.2024, 11:56 Uhr Artikel anhören
In Unterlüß in der Lüneburger Heide braucht Rheinmetall neue Mitarbeiter - ein Teil soll von Continental aus Gifhorn kommen.
(Foto: IMAGO/Rust)
Aus Stellenstreichungen soll eine Win-win-Situation werden: Während die Autoindustrie Arbeitsplätze abbaut, suchen Rüstungshersteller Personal. Ein Teil der betroffenen Continental-Beschäftigten findet nun bei Rheinmetall neue Jobs. Auch Fachkräfte anderer Zulieferer sollen künftig Waffen produzieren.
Der große Jobabbau in der Autoindustrie könnte zum Segen für die florierende Rüstungsindustrie werden. Rheinmetall will vom Zulieferer Continental Mitarbeiter übernehmen, die vom dortigen Stellenabbau betroffen sind. Das teilten die beiden Unternehmen mit. In einem ersten Schritt sollen bis zu 100 Conti-Beschäftigte vom niedersächsischen Gifhorn zum Rheinmetall-Standort Unterlüß wechseln, der rund 55 Kilometer entfernt ebenfalls in Niedersachsen liegt. In einem neuen Werk will Rheinmetall dort Artilleriemunition, Sprengstoff und Komponenten für Raketenartillerie produzieren. Rund 500 neue Arbeitsplätze sind geplant.
Nicht nur Facharbeiter für die Produktion können nach Informationen des "Handelsblatts" wechseln: Laut Conti-Kreisen will Rheinmetall auch Software-Experten anwerben. Continental baut auch im Software-Bereich Stellen ab. Hiervon könnten etwa Mitarbeiter aus Lindau am Bodensee profitieren, für die der Rheinmetall-Standort Stockach am Bodensee infrage käme, wo der Rüstungskonzern unter anderem elektronische und optische Systeme entwickelt.
Continental ist nicht der einzige Zulieferer, der Rheinmetall mit Personal helfen könnte. Auch Bosch, ZF und Mahle, die ebenfalls Arbeitsplätze abbauen, sind dem Bericht zufolge im Austausch mit dem Waffenhersteller. Ein ZF-Sprecher bestätigte demnach: "Seit ZF angekündigt hat, seine Produktion am Standort Gelsenkirchen bis zum Jahresende 2024 zu beenden, sind einige namhafte Unternehmen mit Bedarf an gut qualifizierten Facharbeitern auf uns zugekommen - darunter auch solche, die in Zusammenhang mit der 'Zeitenwende' eine Sonderkonjunktur haben."
Bis zu 160.000 Jobs in Autoindustrie werden überflüssig
Während die Rüstungsbranche infolge des Ukraine-Kriegs wächst, hat in der Autoindustrie ein massiver Stellenabbau infolge der Elektromobilität begonnen. Da für die Produktion von E-Autos deutlich weniger Personal gebraucht wird, dürften allein bei den Autobauern und Zulieferern insgesamt bis zu 160.000 Stellen wegfallen. Continental streicht in seiner Autosparte Tausende Stellen.
Conti-Mitarbeiter werden intern über ihre Möglichkeiten bei Rheinmetall informiert und dafür geschult. Auch mit Siemens Mobility und Stiebel Eltron hat Continental bereits Vereinbarungen zu einem Mitarbeiterwechsel getroffen.
Rheinmetall konnte seinen operativen Gewinn im ersten Quartal dank des Rüstungsbooms um 60 Prozent auf 134 Millionen Euro steigern. Der Umsatz wuchs um 16 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand inklusive erwarteter Abrufe aus Rahmenverträgen und Kundenvereinbarungen stieg um rund 43 Prozent, das Auftragspolster kletterte auf einen Rekordwert von 40 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Rheinmetall mit einem Umsatzplus von 40 Prozent.
Quelle: ntv.de, chl