Prügel an den Börsen Coronavirus lässt Airlines leiden
05.03.2020, 17:36 Uhr
Zahlreiche Flüge sind gestrichen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wegen des Coronavirus bekommen Fluggesellschaften erhebliche Probleme. In Großbritannien bricht eine Airline zusammen, andere stellen sich auf kräftige Umsatzeinbußen ein.
An den Börsen müssen Fluggesellschaften gehörig Prügel einstecken. Wegen des Coronavirus bricht die Nachfrage nach Flügen ein und damit geht es für die Aktienkurse kräftig abwärts. In den USA rauschen die Papiere der Fluggesellschaften American Airlines, Delta und Spirit Airlines in die Tiefe, in Europa geht es für British Airways, Lufthansa oder Easyjet deutlich abwärts. Air France-KLM sacken um mehr als zehn Prozent ab, das Unternehmen gilt unter Analysten als das schwächste Glied im europäischen Luftfahrtsektor, sollte sich die Coronavirus-Krise für die Branche weiter verschärfen.
Die Krise setzt dem Sektor bereits heftig zu. Die Buchungen gehen angesichts der Virus-Epidemie zurück, einzelne Verbindungen wurden vorerst gestrichen. So fliegt beispielsweise die Lufthansa nicht mehr nach Festland-China, auch Hongkong und Seoul werden seltener angeflogen. Flüge nach Israel finden ab Sonntag nicht mehr statt, weil das Land ein Einreiseverbot für Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verhängt hat. Lufthansa streicht bis Ende März insgesamt rund 7100 Flüge, Schwerpunkt sind die innerdeutschen Verbindungen mit hohen Frequenzen sowie Flüge nach Italien. Rechnerisch parkt die Lufthansa-Gruppe einschließlich ihrer Töchter Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings 150 Jets aus ihrer aktuellen Flotte von 770 Flugzeugen.
Wie viel Geld der Konzern damit verliert, steht noch nicht fest. Doch der Umsatzverlust der Fluggesellschaften wird wohl viel drastischer ausfallen als noch vor zwei Wochen gedacht. Der Branchenverband IATA geht inzwischen davon aus, dass die Fluggesellschaften in diesem Jahr im Passagiergeschäft zwischen 63 und 113 Milliarden Dollar (bis 101 Milliarden Euro) an Umsatz verlieren. Das würde einem Anteil von 19 Prozent des Gesamtvolumens entsprechen und sei in der Dimension mit der Finanzkrise 2008/2009 vergleichbar, heißt es. Die Auswirkungen auf das Frachtgeschäft seien noch nicht abzuschätzen.
Flybe geht pleite
Derweil hat die Corona-Krise auch zur ersten Pleite einer Airline geführt: Der ohnehin schon angeschlagene britische Regionalflieger Flybe meldete Insolvenz an. Die vor 41 Jahren gegründete Airline erklärte, sie habe den durch die Epidemie verursachten Einbruch der Reisenachfrage nicht länger verkraften können.
"Alle Flüge bleiben am Boden, und das Geschäft ist mit sofortiger Wirkung eingestellt", teilte Flybe mit. An dem unter Überkapazität leidenden Flugmarkt in Europa läuft schon seit 2017 eine Pleitewelle. Diese könnte sich wegen der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus beschleunigen, erklärten erst in dieser Woche Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Air-France-KLM-Boss Ben Smith auf einer Branchenkonferenz in Brüssel.
Die Krise werde größere Ausmaße haben als die Sars-Pandemie 2003, erklärten mehrere Fluggesellschaften. So sagte Topi Manner, Chef von Finnair, auf einer Konferenz in Helsinki: "Das Coronavirus wird Finnair erheblich beeinträchtigen, und die Auswirkungen werden größer sein als die von Sars." Finnair musste schon 1100 Flüge streichen. Im Jahr der Sars-Pandemie war der Lufthansa-Umsatz um rund sechs Prozent geschrumpft.
Die Einreiseverschärfungen in Israel spürt auch die heimische Fluggesellschaft El Al Israel Airlines: Sie will nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen mit Lohnkürzungen und Entlassungen auf den Nachfragerückgang reagieren. Währenddessen wollen Emirates in Dubai und die ohnehin taumelnde Etihad in Abu Dhabi vorübergehend Personal freistellen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/AFP/DJ