Wirtschaft

Ab ins AutolandDas ist der neue Arbeitgeber von Christian Lindner

12.11.2025, 16:42 Uhr
imageVon Katja Michel
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Christian Lindner und sein neuer Chef, der Autogroßhändler Wilfried Wilhelm Anclam. (Foto: Autoland)

Christian Lindner zieht es in die Autobranche. Das ist keine Überraschung. Dass es den ehemaligen Bundesfinanzminister zur Autoland AG zieht, aber schon. Was steckt dahinter?

Wohnen Sie in Ostdeutschland und haben sich zuletzt nach einem Auto umgesehen? Dann kennen Sie den Namen Autoland vermutlich. "Auto-was?", haben sich fast alle anderen gefragt, als sie diese Nachricht hörten: Christian Lindner, bis vor einem Jahr noch Bundesminister der Finanzen, heuert bei dem Groß-Autohändler an. Dem Unternehmen ist mit der Verpflichtung Lindners ein echter Coup gelungen. Ab 1. Januar 2026 wird Lindner Vizechef von "Deutschlands größtem Autodiscounter", wie sich das Unternehmen selbst nennt. Lindner soll sich dort zukünftig um Marketing, Vertrieb und Digitalisierung kümmern.

Die Verpflichtung Lindners sei "Teil der Wachstumsstrategie von Autoland", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Bisher geht diese Strategie auf: Der Umsatz von Autoland lag 2024 bei knapp 890 Mio. Euro - und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent gewachsen. Dieses Jahr will Autoland die Umsatzmilliarde knacken und knapp 60.000 Fahrzeuge verkaufen. In den Filialen gibt es Fahrzeuge von 30 Marken, neue und gebrauchte, auch Jahreswagen.

Autoland beschäftigt rund 1500 Menschen und betreibt 32 Niederlassungen, bislang fast ausschließlich im Osten der Republik. Während sich über die ostdeutschen Bundesländer ein engmaschiges Filialnetz erstreckt, gibt es im Westen so gut wie keine Autoland-Häuser. Lindner soll nun dabei helfen, das Geschäft in ganz Deutschland weiter auszurollen.

So wurde Autoland groß

Die Anfänge waren klein: 1978 gründete der gelernte Polizeibeamte Wilfried Wilhelm Anclam, in Branchenkreisen auch WWA genannt und Vorstandsvorsitzender der heutigen Autoland AG, einen Ein-Mann-Betrieb in Hannover - buchstäblich in einer Garage. Da war er gerade einmal 21 Jahre alt. Sein Startkapital: ein blauer VW-Käfer, den er für ein "paar Hundert Mark" gekauft und mit etwas Gewinn weiterverkauft habe. So erzählt es der Gründer im Rückblick in einem Interview auf der Autoland-Webseite. Nach und nach habe er zwei oder drei Käfer kaufen, "hübsch machen" und weiterverkaufen können. So habe sich das Ganze entwickelt. Offensichtlich war das ein so simples wie tragfähiges Geschäftsmodell.

Anclam, der lieber Unternehmer sein wollte, verabschiedete sich also von der Polizei - und erkannte nach der Wende das Potenzial, das in den neuen Bundesländern schlummerte: den trabbimüden Ostdeutschen VWs oder Opels zu verkaufen. Er habe unzählige Chancen gesehen, die Aufbruchstimmung habe ihn unglaublich gereizt, so Anclam. Anders als viele andere Westdeutsche, die dem Ruf der Goldgräberstimmung folgten, fiel Anclam dabei nicht auf die Nase. Er kaufte Grundstücke im Osten, eröffnete Filiale um Filiale. Die Zentrale der Autoland AG liegt heute in Sandersdorf-Brehna in Sachsen-Anhalt, rund 40 Kilometer von Leipzig entfernt. Der Firmensitz ist in Berlin.

Das Unternehmen soll in den Westen

2018 wandelte Anclam, heute 68, das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Es ist bis heute allein in seinem Besitz. Anclams nächste Ziele, mit Christian Lindner als Vize, sind klar: den Westen erobern, Autoland zu Deutschlands "stärkstem Automobilhandelsunternehmen" machen. 2035 soll es 120 Niederlassungen in ganz Deutschland geben. Autoland will er an die Börse bringen. Vielleicht hat er auch deswegen den Ex-Minister Lindner an Bord geholt.

Lindner selbst lässt mitteilen, er wolle dort arbeiten, wo das Herz der deutschen Wirtschaft schlage. "Dass es die Autobranche ist, wird niemanden überraschen, der meine persönlichen Leidenschaften kennt", sagt der erklärte Porsche-Fan Lindner.

Auf gemeinsamen Fotos zeigen sich die neuen Vorstandskollegen in bester Laune in Autohauskulisse, schütteln sich die Hände, lächeln freundlich in die Kamera. "0% anzahlen. Flexibel finanzieren. Neuwagen bis 30% günstiger" versprechen Schilder.

Dieser Text erschien zuerst bei capital.de

Quelle: ntv.de

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