Wirtschaft

Sanktionen? Welche Sanktionen? Der Iran verkauft so viel Öl wie seit Jahren nicht mehr

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Um Transporte zu verschleiern, schalten Tanker ihr Ortungsssystem aus (Archivbild).

Um Transporte zu verschleiern, schalten Tanker ihr Ortungsssystem aus (Archivbild).

(Foto: AP)

Gemeinsam wollen die USA und die EU die Öl-Exporte des Iran so weit wie möglich einschränken. Doch das Land verschifft Öl auf Rekordniveau und kassiert Milliarden. Der größte Kunde: China.

Nach dem Angriff mit Drohnen und Raketen auf Israel wollen westliche Länder die Sanktionen gegen den Iran verschärfen. Doch sie stehen vor einem Problem: Dem Land gelingt es immer wieder, die Strafmaßnahmen zu umgehen oder die Folgen abzufedern. Das zeigt sich besonders am Rohöl, der mit Abstand wichtigsten Einnahmequelle des Iran.

Das Land exportiert mehr Öl als je zuvor in den letzten sechs Jahren, berichtet die "Financial Times" und beruft sich dabei auf Daten des Branchendiensts Vortexa. Demnach verkaufte der Iran in den ersten drei Monaten des Jahres jeden Tag im Schnitt 1,56 Millionen Barrel (jeweils 159 Liter). Bei einem angenommenen Preis von 90 Dollar pro Fass würde das Einnahmen von rund 12,6 Milliarden Dollar im ersten Quartal bedeuten. Für welche Preise der Iran sein Öl welchen Abnehmern anbietet, ist aber nicht bekannt.

Die westlichen Sanktionen gegen den Iran wurden wegen des Atomprogramms verhängt und wegen der Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verschärft. Doch während die USA und die Europäische Union den Kauf von iranischem Öl verbieten, verschifft eine Schattenflotte von Tankern den Rohstoff vor allem nach Asien. Der Löwenanteil davon geht nach China. Um die Transporte zu verschleiern, schalten die Schiffe auf ihrem Weg irgendwann illegal das Positionssystem AIS aus, mit dem sie geortet werden können.

Mithilfe etwa von der letzten bekannten Position des Schiffes, anderer Daten oder mit Satellitenbildern lassen sich die Routen dennoch analysieren. Wie die "Financial Times" unter Berufung auf den Schiffstrackingbetreiber Kpler berichtetet, ging nahezu das gesamte in diesem Jahr verkaufte iranische Öl nach China. Die Volksrepublik beziehe etwa zehn Prozent seiner Ölimporte aus dem Land. Im vergangenen Jahr kassierte der Iran mit seinen Öl-Exporten weltweit rund 35 Milliarden Dollar.

Rabatte werden kleiner

Für beide Seiten ist das ein lohnendes Geschäft. Der Iran erhält dringend benötigte Milliarden, während China den Rohstoff mit Preisabschlägen bekommt. Im vergangenen Jahr waren die Rabatte erheblich. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge lag für China der Preis für ein Fass iranischen Leichtöls 10 Dollar unter dem Weltmarktpreis für ein Fass der globalen Referenzsorte Brent aus der Nordsee. Doch der Discount ist mittlerweile geringer und soll nun bei etwa 5 Dollar pro Fass liegen.

Um Irans Öl-Ausfuhren zu beschränken, haben die USA begonnen, Tanker zu beschlagnahmen und das mutmaßlich iranische Öl zu konfiszieren - bisher mit überschaubarem Erfolg. Der Iran schlägt zurück und setzt im Persischen Golf immer wieder Öltanker fest. Die gängige Begründung: angeblicher Treibstoffschmuggel. Für die USA ist ein härteres Vorgehen gegen den Iran allerdings riskant. Sollte der Öl-Streit eskalieren, könnte das den Preis des Rohstoffs spürbar steigen lassen – und die Inflation anheizen.

Quelle: ntv.de

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