Wirtschaft

"Zumindest keine Abwärtsspirale" Deutsche Industrie erholt sich nach Kriegsdelle leicht

Angespannte Lieferketten dürften die deutsche Industrie weiter belasten.

Angespannte Lieferketten dürften die deutsche Industrie weiter belasten.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Im März bricht die Produktionsleistung in Deutschland stark ein, für den April kann das Statistische Bundesamt zumindest ein sanftes Plus verzeichnen. Grund für die weiter angezogene Handbremse bei Industrie, Bau und Energieversorgern ist dabei nicht nur der Krieg in der Ukraine.

Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im April nach dem vorherigen Einbruch wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine nur leicht hochgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,7 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im März hatte es noch einen Einbruch von 3,7 Prozent gegeben.

Die deutsche Industrieproduktion werde derzeit durch den russischen Angriffskrieg gedämpft, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. "Zum einen ist Deutschland als exportorientiertes Land überproportional von den Handelssanktionen gegenüber Russland betroffen", so das Haus von Ressortchef Robert Habeck. "Zum anderen ergibt sich durch kriegsbedingte Produktionsausfälle und gestörte Lieferketten ein Mangel bei wichtigen Vorleistungsgütern."

LBBW-Ökonom Elmar Völker kann der Entwicklung aber auch einen positiven Aspekt abgewinnen. "Zumindest gibt es vorerst kein Abgleiten in eine steile Abwärtsspirale", sagte der Experte. "Sofern die Lage in der Ukraine nicht neuerlich eskaliert, besteht über den Sommer Aussicht auf eine Stabilisierung, die extrem angespannten Lieferketten bleiben jedoch auf absehbare Zeit eine enorme Herausforderung."

Die Industrie allein erhöhte ihren Ausstoß diesmal um 0,3 Prozent, während das Baugewerbe die Produktion gegen den Trend um 2,1 Prozent drosselte. Im Bereich Energie zog die Produktion um 16,1 Prozent an, nachdem es im März einen Einbruch gegeben hatte. "Nach wie vor ist das Produktionsniveau sehr niedrig", schlussfolgert der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, aus den Daten.

"Lieferketten unter Dauerstress"

Die Aussichten sind wegen des anhaltenden Krieges gedämpft. So sammelten die Industrieunternehmen zuletzt drei Monate in Folge weniger Aufträge ein. Viele Industriebetriebe berichten zudem von Engpässen, die sich auch wegen der Corona-Lockdowns in China weiter verschärft haben. 77,2 Prozent der Firmen klagten über Engpässe oder Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand.

"Die Lieferketten stehen unter Dauerstress", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Schließung von Häfen in China hat für viele Unternehmen die Situation weiter verschlechtert." China ist der wichtigste deutsche Handelspartner.

Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt haben dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge nun auch die Nordsee erreicht. "Erstmals seit Ausbruch der Pandemie stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, Hollands und Belgiens", so die Forscher. "Hier stecken gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden."

Quelle: ntv.de, lwe/rts

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