Wirtschaft

Brexit-Umzug zweier EU-Behörden Deutschland geht bei EBA und EMA leer aus

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Lange Gesichter in Bonn und Frankfurt: Deutschland geht beim Umzug der beiden EU-Behörden EMA und EBA leer aus.

(Foto: dpa)

Bonn und Frankfurt sind raus: Die Mainmetropole und die einstige Bundeshauptstadt scheiden im Rennen um den künftigen Sitz der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und der Bankenaufsicht EBA aus. Freuen können sich Frankreich und die Niederlande.

Deutschland ist mit seinen Bewerbungen um die Ansiedlung zweier EU-Behörden gescheitert. Nach der Kandidatur von Bonn für die Europäische Arzneimittelagentur EMA fiel auch die Kandidatur von Frankfurt am Main für den Standort der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA durch, wie Diplomaten am Abend berichteten.

Die für die Bewertung und Überwachung von Arzneimitteln zuständige EMA ist wie die Bankenaufsicht EBA derzeit in London beheimatet. Beide Behörden sollen wegen des geplanten EU-Austritts Großbritanniens ("Brexit") so schnell wie möglich in eines der 27 verbleibenden EU-Länder umgesiedelt werden. Bei dem eigens dafür eingerichteten Auswahlverfahren war Deutschland mit zwei Städten, Bonn und Frankfurt am Main, beteiligt.

Die frühere Bundeshauptstadt Bonn scheiterte jedoch bereits in der ersten Runde der geheimen EU-Abstimmung, hieß es aus Brüssel. In die zweite Wahlrunde schafften es demnach Favorit Mailand sowie die Standorte Amsterdam und Kopenhagen. Im letzten Durchgang der aufwändigen EU-Abstimmung setzte sich Amsterdam als neuer EMA-Sitz durch.

EBA zieht nach Paris, EMA nach Amsterdam

Der Entscheidungsprozess für den künftigen EBA-Sitz lief ähnlich ab: Für den Umzug der Bankenaufseher schickte Deutschland den Finanzstandort Frankfurt am Main als Kandidatenstadt ins Rennen. Der hessischen Großstadt wurden in Brüssel im Vorfeld durchaus Chancen eingeräumt - auch weil in Frankfurt neben der Europäischen Zentralbank viele international tätige Kreditinstitute größere Niederlassungen oder gar ihren Hauptsitz unterhalten.

Die Main-Metropole schied jedoch bei der Suche nach einer neuen Heimat für die EBA in der zweiten Runde mit nur vier Stimmen aus. Hier lag noch Dublin mit 13 von 27 möglichen Stimmen vorne, Paris kam auf zehn Unterstützer. Im Stechen waren dann beide Städte mit jeweils 13 Stimmen punktgleich - deshalb musste das Los entscheiden. Den EBA-Zuschlag erhielt schließlich die französische Hauptstadt.

Rund 1000 Arbeitsplätze

Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde wurde am 1. Januar 2011 gegründet. Hauptaufgabe ist die Schaffung einheitlicher Regeln für den EU-Bankenmarkt. Die Ansiedlung einer EU-Behörde hat für regionalen Wirtschaftsräume enorme Folgen. Eine Stadt, die den Zuschlag erhält, kann auf hohe Zusatzeinnahmen und andere positive Effekte hoffen. Die Zahl der vom Umzug der beiden EU-Behörden unmittelbar betroffenen Beamten ist dagegen überschaubar: Bei der Bankenaufsicht EBA arbeiten lediglich rund 170 Mitarbeiter. Bei der Arzneimittelagentur sind es rund 900 Stellen.

Die wirtschaftliche Strahlkraft dieser beiden Behörden erreicht Beobachtern zufolge dennoch erhebliche Ausmaße: EMA und EBA richten jährlich Hunderte Konferenzen und Veranstaltungen mit Experten aus aller Welt aus.

Welche Wirkung die Ansiedlung einer solchen Adresse erreichen kann, zeigt ein Blick auf eine einzelne Kennzahl: In London sorgten beide Einrichtungen zuletzt für rund 39.000 zusätzliche Hotelübernachtungen pro Jahr. Zusammen mit den üblichen Begleitausgaben für Dienstleistungen aller Art vom Abendessen über die Raumreinigung bis zur Taxifahrt entsteht so ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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