München ist ganz weit vorne Deutschland ist ein Hotspot für Hightech-Waffen
13.02.2025, 13:34 Uhr Artikel anhören
Helsing produziert auch Kampfdrohnen.
(Foto: picture alliance/dpa/Helsing)
Deutschland ist die neue Nummer eins bei Investitionen in Rüstungs-Startups in Europa. Der Boom geht vor allem auf eine KI-Firma aus Bayern zurück.
Die "Zeitenwende" in der Verteidigungspolitik ist im vollen Gange - allerdings sind noch große Anstrengungen notwendig, um die Bundeswehr zu modernisieren. Vor allem die Privatwirtschaft boomt im Rüstungssektor. Das zeigt eine gemeinsame Erhebung des NATO Innovation Funds und der Analysefirma Dealroom.
Deutschland ist demnach Europameister bei privaten Investitionen in Verteidigungs- und Sicherheitstechnologie: Rund 1,3 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 1,25 Milliarden Euro) steckten Risikokapitalgeber 2024 in deutsche Startups, die Hightech-Lösungen für Europas Sicherheit entwickeln.
Die Dealroom-Analysten berücksichtigten neue Rüstungssysteme (Drohnen, Künstliche Intelligenz), aber auch Dual-Use-Güter (Raketen, Roboter) und kritische Schlüsseltechnologien (Kernfusion, Quantencomputing).
Deutschlands Spitzenposition geht dabei vor allem auf einen einzigen Deal zurück: die Rekordfinanzierung für das Münchner Rüstungs-Startup Helsing. Die Firma sammelte im Juli 2024 rund 450 Millionen. Euro ein, ihre Bewertung soll infolgedessen auf 4,95 Milliarden Euro gestiegen sein. An dem Unternehmen sind unter anderem der US-Risikokapitalgeber General Catalyst und die schwedische Saab-Gruppe beteiligt.
DefenseTech aus Bayern
Helsing stattet technologisch überholte Waffensysteme mit Künstlicher Intelligenz aus, etwa Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und Panzer. Zu den wenigen, öffentlich bekannten Aufträgen zählt auch eine Aufrüstung des Kampfjets Eurofighter. Das Startup ist unter anderem in Großbritannien, Frankreich, der Ukraine und im Baltikum tätig.
Weitere nennenswerte Finanzierungen gingen an die Raumfahrt-Startups The Exploration Company (150 Millionen Euro) und Isar Aerospace (65 Millionen Euro) sowie an die Dual-Use-Firma ARX Robotics (9 Millionen Euro). Alle drei sitzen ebenfalls in München.
Die Erhebung zeigt, wie fließend die Grenzen zwischen militärischen Anwendungen und forschungsintensiven Spitzentechnologien sind. München ist bereits ein Zentrum für sogenanntes DeepTech - und etabliert sich nun auch als "wichtigstes Zentrum" für DefenseTech in Europa, so die Dealroom-Analysten.
Europaweit flossen im vergangenen Jahr insgesamt 5,2 Milliarden US-Dollar in Startups aus den Bereichen Verteidigung, Sicherheit und Widerstandsfähigkeit - ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist DefenseTech eine der letzten Industrien, die noch boomt. In der Gesamtbetrachtung waren Startup-Finanzierungen nämlich rückläufig (minus 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), was auch am schwachen Konsumklima liegt.
Im Mainstream angekommen
Zudem verdeutlichen die Zahlen, dass Investitionen in Verteidigung langsam aus der Schmuddelecke in den Mainstream gekommen sind. 2024 machten sie 10 Prozent des europäischen Risikokapitals aus - doppelt so viel wie noch 2022, als Russland in die Ukraine einmarschierte.
Die Rolle von Künstlicher Intelligenz und Hightech-Systemen dürfte auch ein Thema bei der Münchner Sicherheitskonferenz sein, die am Freitag beginnt. Etwa 60 Staats- und Regierungschefs werden dann erwartet, darunter der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, US-Vizepräsident J.D. Vance und Chinas Außenminister Wang Yi.
Das internationale Spitzentreffen fällt in den Schlussspurt des Bundestagswahlkampfs. Auch hier waren Verteidigungsfragen zuletzt ein Top-Thema. Fast alle größeren Parteien sprechen sich für eine Aufrüstung aus, mit Ausnahme der Linken und des BSW. Der Ausgang der Bundestagswahl könnte daher den DefenseTech-Boom weiter beflügeln.
Quelle: ntv.de