Malaysier veruntreuen Milliarden DiCaprio will gestohlene Millionen hergeben
19.10.2016, 17:52 Uhr
Die Millionengage, die DiCaprio für "Wolf of Wall Street" erhielt, stammte den Ermittlern zufolge aus den veruntreuten Milliarden aus Malaysia.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Es ist eine unvorstellbare Summe, die aus Malaysias Staatsfonds verschwunden ist. Ermittler sind sich sicher, dass ein Teil des Geldes bei Hollywood-Saubermann und UN-Friedendbotschafter Leonardo DiCaprio gelandet ist. Der äußert sich nun erstmals öffentlich.
Mit besonderen Dank hebt Hollywoodstar Leonardo DiCaprio "Jho und Riz" vor knapp drei Jahren in seiner kurzen Danksagung zur Auszeichnung mit dem "Golden Globe" 2014 hervor. Die beiden Malaysier Low Jho und Riz Aziz hätten nicht nur maßgeblich die Produktion des Film "Wolf of Wall Street" finanziert und damit "ein Risiko" auf sich genommen. Auch persönlich soll DiCaprio mit den beiden befreundet gewesen sein. Und an die Umweltstiftung, mit der sich der Schauspieler gegen den Klimawandel engagiert, sollen sie kräftig gespendet haben. Doch die US-Justizbehörden sehen die beiden als Drahtzieher des laut Generalstaatsanwältin als zentrale Figuren im "größten Fall von Kleptokratie" der US-Geschichte.
Nun hat DiCaprio - der in den Ermittlungsakten als "Hollywoodschauspieler 1" auftaucht - erstmals dazu Stellung genommen, dass ein Teil der mehr als 3,5 Milliarden Dollar in Malysia veruntreuten Dollar bei ihm und seiner Stiftung gelandet sei soll. Unter anderem bis zu 155 Millionen Dollar, die Aziz, Stiefsohn des malaysischen Premiers Najib Razak, mit seiner Firma Red Granite für die Produktion von "Wolf of Wall Street" angeblich "riskierte", sind dem US-Justizministerium zufolge aus Malaysias Staatsfonds 1MDB gestohlen.
Alle Geschenke oder Spenden, die mit dem malaysischen Fonds in Verbindung stünden, werde DiCaprio zurückgeben, teilte sein Sprecher jetzt mit. Demnach sei der Schauspieler den Justizbehörden "dankbar für Führung und Anweisungen", wie der Gerechtigkeit genüge getan werden könne.
Herkunft der Millionen nicht hinterfragt

Low Jho mischte sich unter die Reichen und Schönen in den USA und tauchte auch regelmäßig auf Charity-Galas auf.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Kritikern reicht dieses Statement nicht. Wenn Recht und Gerechtigkeit DiCaprio tatsächlich so wichtig wären, hätte er sich schon früher fragen können, woher die Millionen stammten, mit denen die beiden plötzlich in Hollywoodkreisen aufgetauchten Low und Aziz ab 2009 nur so um sich warfen. Der Bruno Manser Fonds, eine Schweizer Organisation, die sich gegen Korruption und Umweltzerstörung in Malaysia einsetzt, forderte, dass Dicaprio von seinem Ehrenamt als UN-Botschafter für den Klimaschutz zurücktreten solle. "Leonardo DiCaprio schuldet der Öffentlichkeit Rechenschaft darüber, wie viel Schwarzgeld an ihn und seine Stiftung geflossen ist", sagte Geschäftsleiter Lukas Straumann.
Anlass, misstrauisch zu sein, gab es genug. Low, damals noch keine 30, kaufte ab 2010 innerhalb weniger Jahre Immobilien in New York und Los Angeles, einen Privatjet und Kunst für Hunderte Millionen Dollar zusammen. Bilder zeigen ihn nicht nur auf Partys mit DiCaprio, sondern auch mit Stars wie Lindsay Lohan oder Paris Hilton. Er soll auch DiCaprio mit seinem Freund und Landsmann Aziz bekannt gemacht haben, der mit seiner frischgegründeten Produktionsfirma den "Wolf of Wall Street" finanzierte.
Inzwischen ist der Justiz ziemlich klar, woher das ganze Geld stammte: Etwa 1 Milliarde US-Dollar "investierte" 1MDB, bei dem Low als "Berater" fungierte in ein Joint Venture mit dem saudisch-schweizerische Unternehmen PetroSaudi ein. Statt in angeblich gewinnbringende Erdölprojekte floss ein Großteil des Geldes den Ermittlern zufolge auf Privatkonten und in Briefkastenfirmen von Low, Razak und anderen in den Skandal verwickelten Personen. Doch das war nur der Anfang. Die Investmentbank Goldman Sachs gab für 1MDB Anleihen im Wert von insgesamt 2,7 Milliarden Dollar heraus. Auch dieses Geld soll großteils veruntreut und auf anonymen Schweizer und Singapurer Konten gelandet sein.
Beschlagnahme von Filmrechten beantragt
Sowohl Low, als auch Aziz und Vertreter von PetroSaudi haben wiederholt alle Berichte über mutmaßliche Korruption zurückgewiesen. Die 1MDB-Gelder seien sämtlich mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften investiert worden. Fest steht allerdings, dass der Staatsfonds nicht nur sein ursprüngliches Kapital verloren hat, sondern auf einem riesigen Schuldenberg sitzt. Die Anleihen wurden von Ratingagenturen inzwischen als weitgehend wertloser Ramsch eingestuft.
In Malaysia selbst hatte es zwar in den vergangenen Jahren Ermittlungen auch gegen hochrangige Staatsvertreter gegeben, als klar wurde, dass Milliarden aus dem Staatsfonds verschwanden. Als jedoch Premier Razak selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet, wurde der verantwortliche Ermittler plötzlich aus Altersgründen in den Ruhestandgeschickt und ein mysteriöses Feuer bei de Polizei vernichtete nahezu alles Beweismaterial in dem Fall. Der einzige in dem Milliardenskandal Verurteilte, ist bislang ein ehemaliger Schweizer Mitarbeiter von PetroSaudi, der tausende belastende Dokumente und Emails an Journalisten weitergegeben hatte.
Entschlossener als die malaysischen Behörden zeigt sich jedoch die US-Justiz. Sie beantragte nun, zahlreiche Vermögenswerte beschlagnahmen, darunter nicht nur Gemälde von Monet, Lows Privatjet und Luxusapartments, sondern unter anderem auch einen 20-Prozent Anteil am Musikkonzern EMI und die Rechte am "Wall of Wall Street". Letzteres dürfte entscheidend dazu beigetragen haben, dass DiCaprio nun sein bisheriges Schweigen zu dem Skandal brach.
Quelle: ntv.de