Wirtschaft

"Anti-Florida" Disney-Boss geht auf Republikaner DeSantis los

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Bob Iger führt den Traditionskonzern, mit einer Unterbrechung von 2020 bis 2022, seit mehr als 15 Jahren.

Bob Iger führt den Traditionskonzern, mit einer Unterbrechung von 2020 bis 2022, seit mehr als 15 Jahren.

(Foto: REUTERS)

In den Filmen versuche Disney die Überzeugung zu vermitteln, dass "das Gute über das Böse triumphiert", sagt der Chef des Unterhaltungskonzerns. In dieser Weise sieht er offenbar auch die Auseinandersetzung mit Floridas erzkonservativem Gouverneur um den Freizeitpark Disney World.

Disney-Vorstandschef Robert Iger hat das Vorgehen des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis gegen den Freizeitpark Disney World als "geschäftsfeindlich" kritisiert und dem Politiker "Rache" als Motiv unterstellt. Der erzkonservative DeSantis, ein potenzieller Präsidentschaftsbewerber und parteiinterner Rivale von Ex-Präsident Donald Trump, versuche, "ein Unternehmen für die Ausübung eines verfassungsmäßigen Rechts zu bestrafen", sagte Iger auf einer Aktionärsversammlung in Orlando. Ein Unternehmen habe aber "das Recht auf freie Meinungsäußerung, genauso wie Einzelpersonen".

Nach Kritik des Konzerns an seiner politischen Agenda hatte DeSantis im Februar den bislang selbstverwalteten Distrikt des berühmten Vergnügungsparks unter staatliche Kontrolle gestellt und das Ende des "Unternehmens-Königreichs" verkündet. Der Gouverneur sei angesichts der Unternehmensposition "sehr verärgert" gewesen, sagte Iger nun. "Es scheint, dass er beschlossen hat, sich an uns zu rächen."

Dieses politische Vorgehen gegen ein Unternehmen erscheine ihm nicht nur "geschäftsfeindlich" ("anti-business"), sondern auch "anti-Florida", sagte Iger. Er wies darauf hin, dass Disney plane, in den kommenden zehn Jahren mehr als 17 Milliarden Dollar in Disney World zu investieren und rund 13.000 zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Bereits jetzt beschäftige der Konzern 75.000 Menschen in Florida und sei der größte Steuerzahler des Bundesstaats.

Das bislang von Disney als "Special District" verwaltet etwa 100 Quadratkilometer große Areal in der Nähe der Stadt Orlando beheimatet neben Disney World noch etliche weitere Vergnügungs- und Wasserparks, Hotels und die dazugehörige Infrastruktur. Bisher dürfen die Bodenbesitzer, also hauptsächlich der Disney-Konzern, das Verwaltungsgremium wählen. Der Konzern mit Hauptsitz im US-Bundesstaat Kalifornien hatte in den 1960er Jahren diesen Sonderstatus bekommen. Das beinhaltet nicht nur die Kontrolle über den Bau der riesigen Vergnügungsparks, sondern etwa auch die Möglichkeit, kommunale Anleihen auszugeben. Sogar das Recht, ein Atomkraftwerk auf dem Gelände zu errichten, hätte Disney nach den bisherigen Regeln für sich in Anspruch nehmen dürfen.

Disney nutzt kurioses Kolonialgesetz

Das Parlament Floridas entzog Disney diese Verwaltungsrechte durch ein neues, im Februar verabschiedetes Gesetz. Ab Juni soll demnach der Gouverneur von Florida das Verwaltungsgremium des Sonderbezirks ernennen dürfen. DeSantis hat dafür bereits Kandidaten - ausschließlich republikanische Parteifreunde - nominiert. Durch die Bezirksleitung könnte DeSantis erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Disney World nehmen.

Der Schritt wird als Retourkutsche des ultra-konservativen Gouverneurs gegen Disney gesehen. Der Unterhaltungskonzern hatte ein viel bemängeltes Gesetz des Republikaners scharf kritisiert, das Unterricht über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität im Kindergarten bis zur dritten Klasse ganz verbietet und in höheren Klassen stark einschränkt. DeSantis gilt derzeit als der potenziell gefährlichste Rivale Trumps um die republikanische Nominierung für die nächsten Präsidentschaftswahlen. Er fährt in Florida einen scharf rechten Kurs und wurde im vergangenen Herbst mit einem Erdrutschsieg zum Gouverneur wiedergewählt. Der 44-Jährige hat seine Kandidatur aber noch nicht offiziell verkündet.

Iger kündigte vor seinen Aktionären an, sich weiterhin "von einem Sinn für Anstand und Respekt" leiten zu lassen und erinnerte daran, dass Disney versuche, in seinen Filmen die Überzeugung zu vermitteln, dass "das Gute über das Böse triumphiert".

Wie der Kampf um Disney World ausgeht, ist allerdings offen. Noch vor dem Parlamentsbeschluss zu dessen Entmachtung hatte das alte, von Disney kontrollierte Verwaltungsgremium viele wichtige Rechte, etwa zur Planung und Genehmigung von Gebäuden und Infrastruktur, auf lange Zeit unwiderruflich direkt an den Konzern übertragen. Dazu hatte es eine kuriose juristische Möglichkeit aus der Kolonialzeit genutzt, die Gültigkeit von Vereinbarungen an die Lebenszeit der britischen Monarchen zu binden. In diesem Fall beschloss der Verwaltungsrat, dass seine Entscheidung "bis 21 Jahre nach dem Tod des letzten, zum Zeitpunkt dieser Deklaration lebenden Nachkommen von König Charles III. von England" gelten solle. Demzufolge bliebe der Park wohl bis 21 Jahre nach dem Tod von Charles letztem Enkel oder Enkelin unter Disneys Kontrolle. DeSantis kündigte allerdings umgehend an, diesen Beschluss vor Gericht anzufechten.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen