Neuer Bahn-Chef Dobrindt bestätigt Personalie Lutz
14.03.2017, 16:21 UhrRichard Lutz bekommt eine Menge Vorschusslorbeeren seitens der Großen Koalition. Der bisherige Finanzvorstand soll den Staatskonzern mit seiner bislang gesammelten Erfahrung auf Vordermann bringen. Doch nicht alle sind begeistert.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat bestätigt, dass der bisherige Finanzvorstand Richard Lutz neuer Chef der Deutschen Bahn werden soll. "Ich werde dem Aufsichtsrat Richard Lutz als Vorstandsvorsitzenden vorschlagen", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung.
Lutz führt den Konzern nach dem Abgang von Rüdiger Grube bereits kommissarisch. Der Aufsichtsrat soll den 52-Jährigen bei seiner Sitzung am Mittwoch nächster Woche zum Vorstandsvorsitzenden küren.
"Lutz hat Universalerfahrung bei der Deutschen Bahn", sagte Dobrindt. "Er kennt die aktuellen Herausforderungen: Mehr Qualität, mehr Service, mehr Pünktlichkeit, noch mehr Kundenorientierung, und er kann die Projekte Digitalisierung, Zukunft Bahn und Stärkung Güterverkehr strategisch angehen und entwickeln." Der bisherige Bahnchef Grube war Ende Januar im Streit um eine Vertragsverlängerung überraschend zurückgetreten.
Grüne mit Personalie unzufrieden
Für die Bundesregierung ist Lutz eine verlässliche Größe. Es ist zu erwarten, dass er den Kurs Grubes erst einmal fortführt, vor allem das Programm "Zukunft Bahn", mit dem Service und Qualität für die Kunden verbessert und die Güterbahn aus ihrer Krise geführt werden soll.
Dass Lutz diese Kontinuität verkörpert, ist für manche genau das Problem, eine verpasste Chance. Man habe sich damit "für den Status quo entschieden und nicht für den Aufbruch", bemängeln Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter und Grünen-Bahnexperte Matthias Gastel. Der Konzern müsse "sich wieder stärker auf seinen Markenkern konzentrieren und in verlässlichen und attraktiven Personenverkehr investieren, statt sich in Expansionsprojekten zu verzetteln".
Sie meinen damit das von Grube so genannte Brot-und-Butter-Geschäft in Deutschland, das Lutz bei der Jahresbilanz vor einem Jahr als "Sorgenkind in Sachen Qualität und Wirtschaftlichkeit" einstufte. Das Tandem Grube/Lutz steht auch für einen bis Mitte 2016 auf 18,1 Milliarden Euro gewachsenen Schuldenberg.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, der SPD-Politiker Martin Burkert, hält Lutz dennoch für den richtigen Mann. Er sei "Weichensteller und Signalgeber" für Kundenqualität und Mitarbeiterzufriedenheit, meint der Sozialdemokrat.
Quelle: ntv.de, wne/dpa