Wirtschaft

Skrupellose Kryptomasche Donald Trump paktiert mit dem "Drecksack des Internets"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ein Problem damit, Staatschef und Geschäftsmann in einer Person zu sein, Politik und Profit zu vermischen, hatte Trump nie.

Ein Problem damit, Staatschef und Geschäftsmann in einer Person zu sein, Politik und Profit zu vermischen, hatte Trump nie.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Nach Bibeln, Sammelkarten und Truth Social kassiert Donald Trump seine Fans nun mit seiner eigenen Krypto-Börse ab. Die Anleger-Falle hat nicht nur zwielichtige Hintermänner. Sondern bedeutet Korruption auf höchster Ebene.

Als Donald Trump sich im Sommer auf einer Krypto-Messe in Nashville zum "Pro-Bitcoin-Präsident" ausrufen ließ und versprach, die USA zur "Krypto-Hauptstadt der Welt" zu machen, sah es so aus, als wolle der Republikaner mit dem Auftritt vor allem Wählerstimmen sammeln. 2019 hatte er Bitcoin noch als "unreguliert", "heiße Luft" und Einfallstor für "Drogenhandel und andere kriminelle Aktivitäten" gegeißelt. Doch nachdem ultrarechte Tech-Mogule wie Peter Thiel und Elon Musk zu seinen wichtigsten Einflüsterern geworden waren, die große Bitcoin-Fans sind, ging der Ex-Präsident auf Tuchfühlung zur Token-Szene.

Trump versprach unter anderem, nach seinem Wahlsieg einen Krypto-Beirat im Weißen Haus einzuführen und eine strategische Bitcoin-Reserve aufzubauen. Doch inzwischen ist klar, dass er damals nicht nur das Wählerpotenzial in der Krypto-Szene und das Wohlergehen der US-Wirtschaft im Sinn hatte. Sondern ganz offensichtlich auch seinen eigenen Geldbeutel.

Denn inzwischen ist Trump selbst auf den Krypto-Zug aufgesprungen, um Geld zu machen. Mit seinen Söhnen hat er seine eigene Plattform gelauncht: World Liberty Financial. Die dürfte sich wie die meisten seiner Geschäfte nicht nur als Geldvernichter für die Fans von Make America Great Again (übersetzt: Mach Amerika wieder großartig, kurz: MAGA) erweisen. Mit dem Einstieg ins Krypto-Business wird auch immer klarer, dass Trump sich in ein Netz finanzieller Interessenkonflikte verstrickt hat, die im Fall seiner Wiederwahl zur nie dagewesenen Belastung für die US-Demokratie werden dürften.

Trumps Marsch aufs Weiße Haus dient längst mehr nicht nur dazu, ihn vor dem Gefängnis zu bewahren. Wie auch beim Verkauf von Bibeln, digitalen Sammelkarten (NFTs) und den Aktien seines sozialen Netzwerks Truth Social versucht der Ex-Präsident immer skrupelloser, aus seinem politischen Comeback Kapital zu schlagen und sich den Staat zur Beute zu machen.

Zwei "Krypto-Punks" machen bald Deals mit dem Weißen Haus

Da sind zunächst die offensichtlich fragwürdigen Hintermänner seines neusten Geschäfts, die die "New York Times" (NYT) aufgedeckt hat. Gemanagt wird World Liberty Financial von Chase Herro und Zachary Folkman, zwei zwielichtigen Unternehmern, die in den letzten Jahren eine Spur der finanziellen Verwüstung hinterlassen haben. Fast zwei Dutzend Firmen in Steueroasen wie den Virgin Islands und Puerto Rico haben sie gegründet.

Herro ist Online-Verkäufer, vermeintlicher E-Commerce-Experte und nennt sich selbst stolz den "Drecksack
des Internets". Er wurde bereits wegen Diebstahls verurteilt, von seinem Vermieter aus der Wohnung geklagt und eine seiner Firmen wegen Anlegerbetrug verurteilt. Steuerschulden hat er auch. 2021 trat er in einem Podcast mit vielsagendem Titel auf: "Von der Pleite zum Millionär in 14 Tagen". Und veranstalte ein Jahr später ein Krypto-Seminar im Haus von Jordan Belfort, dem berüchtigten Betrüger aus "Wolf of Wall Street".

Folkman hatte mal eine Firma namens Date Hotter Girls, bei der er unter Pseudonym und gegen Bezahlung Tipps gab, wie man Frauen in Bars aufreißt. "Ihr werdet ihnen die Klamotten vom Leib reißen und sie gegen die Wand werfen", versprach er damals in einem Seminar. Gemeinsam zogen die beiden in eine Luxusvilla in der Karibik und gründeten Firmen, die später wegen Kreditkartenschulden belangt und von ihren Kunden verklagt wurden.

Ein vermeintlicher Anmach-Experte und ein selbsternannter Mistkerl sind nun offizielle Geschäftspartner eines ehemaligen US-Präsidenten. Angeblich wollen sie mit Trump eine digitale Finanz-Revolution starten. Dabei scheinen sie weder das technische noch das finanzielle Know-how dafür zu haben. Nicht nur macht Trumps Plattform nichts anderes als alle anderen Krypto-Börsen auch. Auch die Macher selbst können kaum glauben, wie einfach sie sich inTrumps Orbit geschlichen haben: "Wenn man vor sechs Monaten gedacht hätte, dass Donald Trump ein dezentralisiertes Finanzprojekt vom Stapel lässt, wer hätte es geglaubt?", fragte Folkman selbst beim Launch der Plattform. "Besonders mit zwei Krypto-Punks", fügte der Moderator hinzu.

Eine Gelddruckmaschine mit Regierungslizenz

"Das ist ein Haufen Blödsinn und eine furchtbare Gelegenheit für Anleger", warnt John Reed Stark, ein früherer Top-Beamter der US-Börsenaufsicht SEC, in der "NYT". Doch damit nicht genug: Trumps neuste Geschäftsidee ist eine Gefahr für die Demokratie. Denn wieder schickt er sich an, ins Weiße Haus einzuziehen und von dort ungestört seine eigenen Geschäfte zu fördern.

Ein Problem damit, Staatschef und Geschäftsmann in einer Person zu sein, Politik und Profit zu vermischen, hatte Trump augenscheinlich nie. Doch in seiner ersten Amtszeit waren die Verquickungen vergleichsweise abstrakt, ging es um Übernachtungen ausländischer Diplomaten in seinem Washingtoner Hotel, um Staatsbesuche in Mar-A-Lago, kostenlose Promotion für seine Golfklubs oder Milliarden-Investments der Saudis für den Hedgefonds seines Schwiegersohns Jared Kushner.

Diesmal deutet sich offene Korruption auf höchster Ebene des Staates an. Trump wäre nicht nur der erste Präsident mit eigenem Medienimperium, der seine Lügen über Truth Social ungestört verbreiten könnte. Seine Krypto-Börse würde zur Gelddruckmaschine mit Regierungslizenz werden. Denn auf der Messe in Nashville versprach Trump auch den in der Szene verhassten, krypto-kritischen SEC-Chef Gary Gensler zu feuern. Sollte Trump die Wahl gewinnen, würde davon nicht nur die gesamte Branche profitieren, sondern auch seine eigene Firma. Der US-Präsident würde seine finanziellen Interessen dann offen selbst regulieren.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen