Auswertung der Arbeitsagentur Drei ostdeutsche Länder verlieren Tausende Beschäftigte im Jahr
26.04.2024, 08:18 Uhr Artikel anhören
"Ohne zuwandernde Arbeitskräfte wird es nicht gelingen, das Beschäftigungsniveau dauerhaft zu halten", so BA-Vorständin Vanessa Ahuja.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel sind deutschlandweit eine große Herausforderung. Doch während alle anderen Bundesländer das Minus durch Zuwanderung ausgleichen können, leiden Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern besonders.
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern verlieren wegen des demografischen Wandels und der geringen Fach- und Arbeitskräfteeinwanderung bereits Tausende Beschäftigte im Jahr. Das geht aus einer neuen Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) über die Entwicklung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Die Zahlen stammen von Juni 2023 und werden mit dem Vorjahreszeitraum verglichen.
Konkret verzeichnen die drei Bundesländer ein Minus bei deutschen Arbeitnehmern, das sie durch Zuwanderung aus Europa und Drittstaaten nicht ausgleichen können. Den Daten zufolge hat Sachsen-Anhalt binnen eines Jahres insgesamt 5100 Beschäftigte verloren. In Thüringen lag das Minus bei 3800 Beschäftigten. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 3300 Beschäftigte. Alle anderen Bundesländer verzeichneten in demselben Zeitraum ein Plus bei der Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter.
BA-Vorständin Vanessa Ahuja betonte die Bedeutung der Fachkräfte- und Arbeitskräfteeinwanderung. "Ohne zuwandernde Arbeitskräfte wird es nicht gelingen, das Beschäftigungsniveau dauerhaft zu halten", sagte sie dem RND. "Eine gesellschaftliche Offenheit ist wichtig."
Fachkräfte fehlen überall
Zuletzt hatte das deutsche Gesundheitswesen vor einer Personalnot gewarnt: Gesundheitsminister Karl Lauterbach sagte unter der Woche bei der Entgegennahme eines Gutachtens des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege, dass die Lücke allein bei Ärztinnen und Ärzten in den kommenden zehn Jahren 50.000 Menschen groß sein könnte. Schon jetzt sind demnach 5000 Hausarztpraxen nicht besetzt. "Das wird deutlich zunehmen", warnte Lauterbach.
Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) warnte unter der Woche zudem in einer Studie vor einem Fachkräftemangel in Verkehrsberufen. "Mehr als 54.500 Bus- und Straßenbahnfahrer verlassen in absehbarer Zeit den Arbeitsmarkt. In keinem anderen Berufsfeld ist der Anteil der Beschäftigten, die kurz vor dem Ruhestand stehen, so groß", sagte Studienautor Jurek Tiedemann. Bereits im vergangenen Jahr konnten demnach 3594 Stellen nicht mit qualifizierten Kandidaten besetzt werden, das waren 89 Prozent mehr als im Vorjahr.
Ebenfalls fehlen Deutschland ausreichend Fachkräfte für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Eine neue Untersuchung des IW und dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ergab jüngst, dass die Zahl offener Stellen von Ingenieuren in der Branche "Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung" auf hohem Niveau verharrt. Insgesamt gibt es in Deutschland derzeit 159.100 freie Stellen. Ende 2023 seien rechnerisch auf 380 offene Stellen 100 Arbeitslose mit entsprechender Qualifikation gekommen.
Quelle: ntv.de, chr