Zahlungsaufschub beantragt E-Bike-Shootingstar VanMoof in Geldnot
13.07.2023, 16:39 Uhr Artikel anhören
Niederländischen Medien zufolge kämpft die Firma mit langen Lieferzeiten und technischen Problemen.
(Foto: picture alliance / ANP)
In der Corona-Pandemie hat der E-Bike-Hersteller VanMoof aus den Niederlanden kräftig expandiert. Doch seit einiger Zeit geht es für den einstigen Shootingstar bergab. In Amsterdam stehen verärgerte Kunden vor verschlossenen Geschäften. Das Unternehmen ist in finanzieller Schieflage.
Der niederländische E-Bike-Hersteller VanMoof, einst als Shootingstar gefeiert, steht vor dem Abgrund. Die Firma mit Sitz in Amsterdam beantragte vor Gericht Zahlungsaufschub, den sie auch gewährt bekam. Geschäftsführung und vom Gericht eingesetzte Verwalter suchten nun "nach einer möglichen Lösung, sodass VanMoof seine Geschäfte fortsetzen kann", teilte die Firma mit. Sie schloss "vorübergehend" ihre Filialen.
"Wegen der jüngsten Entwicklungen haben wir uns entschieden, unsere Filialen zur Sicherheit unserer Kollegen dort zu schließen", teilte die Firma mit. "Wir werden alle Kundinnen und Kunden so bald wie möglich über anstehende Auslieferungen oder Reparaturen informieren." Der Verkauf neuer Räder wurde eingestellt.
Vor dem Laden in Amsterdam versammelten sich am heutigen Mittwoch verärgerte Kunden. Viele hatten ihr Fahrrad zur Reparatur gebracht oder es schon bestellt. "Ich bin hier, um mein Fahrrad abzuholen, aber sie lassen mich nicht rein", sagte eine Kundin. "Das ist eine Schande."
VanMoof hatte in der Corona-Pandemie kräftig expandiert. Seitdem geht es aber bergab. Niederländischen Medien zufolge kämpft die Firma mit langen Lieferzeiten und technischen Problemen. 2021 stand ein Verlust von 80 Millionen Euro unter dem Strich, 2022 ebenso, wie die Zeitung "Het Financieele Dagblad" berichtete.
Trend zum E-Bike treibt Europas Fahrradbranche an
Die Fahrradbranche hatte in der Pandemie einen Boom erlebt, da Kunden den öffentlichen Nahverkehr scheuten und das Radeln bei geringem Infektionsrisiko an der frischen Luft für sich entdeckten. Wegen der hohen Nachfrage sprang die Produktion hoch, es kam zu Lieferproblemen. Zuletzt kühlte sich der Markt wieder ab. Die wirtschaftliche Grundlage der Branche sei aber intakt und die Popularität des Radfahrens ungebrochen, sagte Kevin Mayne, Chef des Verbands Cycling Industries Europe zuletzt.
Trotz des nachlassenden Corona-Rückenwinds für die Branche wuchs der Umsatz mit Fahrrädern sowie Bikes mit Elektroantrieb um 7,4 Prozent auf insgesamt 21,2 Milliarden Euro, teilte der Verband der europäischen Fahrradindustrie im Juni mit. Dabei legten die Verkäufe von Rädern mit Elektro-Motor in der EU und Großbritannien insgesamt um 8,6 Prozent auf 5,5 Millionen zu, während deren Produktion um fast ein Fünftel (19 Prozent) hochschoss, berichtete der Verband auf der Branchenmesse Eurobike.
Insgesamt sank der Absatz von Fahrrädern und Bikes mit E-Antrieb um gut neun Prozent auf 20,2 Millionen Stück und die Produktion um fünf Prozent. "Trotz der Verlangsamung der Fahrradverkäufe in Europa im Jahr 2022 ist der Gesamttrend der Branche und des Marktes positiv", sagte Conebi-Geschäftsführer Manuel Marsilio.
Quelle: ntv.de, jki/AFP/dpa