Wirtschaft

Kaum einer will deutsche E-Autos E-Offensive deutscher Autobauer floppt in China

383350253.jpg

Für das Mercedes Luxusmodell EQS fanden sich im vergangenen Jahr in China nur 1628 Käufer.

(Foto: picture alliance / CFOTO)

Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Informationen zu unserer Vorlesefunktion finden Sie hier.
Wir freuen uns über Ihr Feedback zu diesem Angebot. 

Auf dem größten Elektro-Automarkt der Welt läuft es nicht für die deutschen Autohersteller. BMW, Mercedes und VW bleiben auf ihren Stromern sitzen. Gleichzeitig drängen Newcomer aus China mit Macht nach Europa - vor allem nach Deutschland. Ein ungleiches Rennen.

Die E-Autooffensive deutscher Autobauer in China droht zu einem Rohrkrepierer zu werden. Konnten sich die Verkaufszahlen von Verbrennern im Land der Mitte immer sehen lassen, liegen die Verkaufszahlen für elektisch angetriebene Fahrzeuge dramatisch unter denen der chinesischen Konkurrenz. Wie schlimm es hier um die Traditionsmarken BMW, Mercedes oder Volkswagen im Detail steht, zeigen Versicherungsdaten aus China, die dem "Handelsblatt" vorliegen.

Beim Marktanteil scheiterten BMW, Mercedes und Audi im vergangenen Jahr mit mickrigen 0,8, 0,3 und 0,1 Prozent selbst an der bescheidenen Ein-Prozent-Hürde. Und auch Volkswagen hat keinen Grund zu prahlen. Bei rein elektrischen Fahrzeugen kommt der Konzern, der mittlerweile 25 Fabriken in China hat und fast jedes zweite Verbrennerauto dort verkauft, nur auf magere 2,4 Prozent. Das Schattendasein der deutschen Autobauer in China könnte sich zu einem großen Problem entwickeln.

China ist nicht nur der größte Automarkt der Welt und für die deutschen Hersteller der wichtigste Einzelmarkt. Er ist auch der weltgrößte Boom-Markt für Elektroautos. Zusammen verkaufen die deutschen Traditionsschmieden mehr als ein Drittel ihrer Fahrzeuge dort - Verbrenner wohlgemerkt. Setzt sich die Entwicklung so fort, könnte dieser Teil vom Kuchen deutlich schrumpfen.

Denn der Markt steckt mitten in einer gewaltigen Transformation hin zum Elektroauto. In China geht der Wandel besonders schnell vonstatten. Laut dem örtlichen Autoverband CPCA stieg der Anteil an reinen Stromern im Vorjahr um 90 Prozent. Von insgesamt 5,7 Millionen Fahrzeuge gingen jedoch nur 200.000 Einheiten aufs Konto deutscher Marken.

Wie schlecht es um das Geschäft der deutschen Dickschiffe steht, einer Branche, die immerhin für 800.000 Jobs in Deutschland sorgt, zeigen die konkreten Verkaufszahlen: Das in Europa immerhin meistverkaufte Elektromodell der VW-Tochter Audi, Q4 E-Tron, fand in China im vergangenen Jahr lediglich 3600 Abnehmer. Allein in Deutschland waren es zum Vergleich 41.286 Fahrzeuge. Noch viel schlimmer lief es für das Sportmodell Audi E-Tron GT RS, von dem laut "Handelsblatt" nur 43 Stück verkauft wurden. Bei der Konkurrenz sieht es wenig besser aus: Auch Mercedes fand für sein Luxusmodell EQS nur 1628 Kunden und BMW für seinen Strom-SUV iX lediglich 1684. Für jedes Fahrzeug mussten die Käufer allerdings auch umgerechnet 77.300 Euro pro Stück berappen.

Preis, digitale Funktionen, Nationalstolz

Der Preis ist nur ein Problem in China: Die deutschen Autobauer bedienen in erster Linie das Luxussegment bei Elektroautos. Einen Nachfrageboom gibt es aber vor allem in Preisklassen unterhalb von umgerechnet 40.000 Euro. Das meistverkaufte batteriebetriebene Fahrzeug in China, der Elektro-Kleinwagen Wuling Hongguang Mini, fand insgesamt 410.000 Abnehmer. Der Grundpreis beträgt umgerechnet 14.000 Euro. Damit gehört es zu den günstigsten Cabrios der Welt. Auf Platz drei und vier landeten mit über 182.000 Registrierungen die Limousine Dolphin und mit knapp 150.000 Einheiten das SUV Yuan Plus des chinesischen Autobauers BYD.

Nicht nur der günstigere Preis, auch die Extras bei digitalen Funktionen kommen bei der chinesischen Käuferschaft besser an. Die deutschen Autobauer hinken bei Sprachassistenten und Vernetzung mit Internetdiensten immer noch hinterher, ebenso wie bei Antriebstechnik, Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Hinzu kommt, dass die tendenziell jüngere Käuferschaft "Made in China" bei E-Autos bevorzugt. "Dieser Nationalstolz nimmt zu", sagt Gregor Sebastian vom Berliner China-Thinktank Merics dem "Handelsblatt". In China mitspielen kann lediglich US-Elektropionier Tesla. Vom Model Y wurden laut den Versicherungsdaten 317.000 Stück zugelassen, was einen nach Absatz beachtlichen zweiten Platz bedeutet.

Die mageren Absatzzahlen dürften in den Führungsetagen von VW, BMW und Daimler für allerlei Gesprächsstoff sorgen, bringen sie doch weitere Probleme mit sich: Ausländische Autobauer müssen in der Regel in China Joint Ventures mit lokalen Marken schließen, wenn sie Fahrzeuge vor Ort produzieren möchten. Wenn die Verkäufe weiterhin so schlecht laufen würden, drohe die Gefahr, "dass die chinesischen Joint-Venture-Partner die Produktion ihrer eigenen erfolgreicheren Elektroautomarken bevorzugen und die Joint-Venture-Pflichten vernachlässigen", sagt der ehemalige Audi-Vertriebsvorstand und amtierende Aufsichtsratschef des Motorenherstellers Deutz, Dietmar Voggenreiter dem "Handelsblatt".

BYD ist in Deutschland angekommen

Und damit ist noch nicht Schluss, denn die Sorgen machen nicht in China halt. Die erfolgreichen chinesischen Autobauer drängen mit ihren günstigeren Elektroautos auf den europäischen Markt. Was den deutschen Herstellern nicht in China gelingt, könnte umgekehrt funktionieren. BYD, Great Wall Motor, Nio oder Xpeng streben mittelfristig jeweils ein Verkaufsvolumen von bis zu 120.000 Einheiten pro Jahr in der EU an. BYD, der Gigant aus China, der die meisten Elektroautos der Welt verkauft, bietet seit Jahresanfang drei seiner Modelle in Deutschland an. Weitere sind in den kommenden Monaten geplant.

Berichten zufolge erwäge das Unternehmen sogar schon die Eröffnung eines Montagewerks in Deutschland, schreibt die "New York Times". Die Konkurrenz kommt, um zu bleiben. BYD sei bereit, sich Zeit zu nehmen, um in Deutschland wettbewerbsfähig zu werden, zitiert die Zeitung den Chef der Hedin Mobility Group, Jan Grindemann. Das schwedische Unternehmen wickelt die Importe von BYD nach Deutschland ab. "Wir müssen BYD als Marke aufbauen, und wir werden die Menschen durch Qualität überzeugen." Der Ausgang des Rennens zwischen den deutschen Traditionskonzernen und den chinesischen Newcomern ist Experten zufolge offen.

Quelle: ntv.de, ddi

ntv.de Dienste
Software
Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen