Folgen des Brexit EU-Firmen verlassen Großbritannien
20.03.2018, 10:55 Uhr
Nahezu jeder dritte Betrieb hob wegen der Brexit-Folgen seine Preise an.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Zahlreiche europäische Firmen mit Sitz in Großbritannien sorgen sich um die wirtschaftlichen Folgen des Brexit – und setzen schon heute Notfallpläne um. Für britische Verbraucher wird das teuer: Die Preise steigen, während EU-Firmen der Insel den Rücken kehren.
Die Unsicherheit über den britischen EU-Austritt bewegt einer Studie zufolge viele europäische Unternehmen zum Abbau ihrer Geschäfte auf der Insel. Der Wirtschaftsverband Chartered Institute of Procurement and Supply (CIPS) erklärte, 14 Prozent der europäischen Firmen mit einer Präsenz in Großbritannien - von Büros über Lagerhäuser bis hin zu Fabriken - hätten entsprechende Schritte unternommen.
Zudem zogen elf Prozent Mitarbeiter aus dem Königreich ab und verlagerten die Jobs in andere Länder. Nahezu jeder dritte Betrieb hob wegen der Brexit-Folgen seine Preise an - vor allem, weil sich durch die Abwertung der Landeswährung Pfund die Importe verteuerten. "Unternehmen bleibt kaum eine andere Wahl, als ihre steigenden Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, um so ihre Gewinnmargen zu schützen", sagte CIPS-Ökonom John Glen.
Jedes vierte britische Unternehmen klagte über Schwierigkeiten mit Zulieferern in der Europäischen Union, Aufträge zu erhalten, die über den für März 2019 geplanten EU-Austritt hinausgehen. An der Umfrage beteiligten sich 2418 Manager aus zahlreichen Branchen, darunter Industrie, Finanzdienstleister, Einzelhandel und Baugewerbe. Sie wurden in zwei Runden im Februar und Anfang März befragt und damit vor der Einigung zwischen der EU und der britischen Regierung auf eine 21-monatige Übergangszeit nach dem Austritt.
"Auch die nationale Politik ist gefordert"
Die Firmen seien vor allem wegen der anhaltenden Unsicherheit rund um die Modalitäten für den EU-Austritt verunsichert. "Irgendwann kommt der Augenblick, an dem die Firmen ihre Notfall-Pläne umsetzen müssen", sagte Glen. Gut ein Jahr vor dem Brexit klagen auch deutsche Familienunternehmen über Rechtsunsicherheit. "Die Gespräche über die künftigen Handelsbeziehungen zu Großbritannien dürfen nicht davon ablenken, dass auch die nationale Politik gefordert ist", mahnte der Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, Rainer Kirchdörfer.
"Der Gesetzgeber ist daher aufgefordert, zumindest ein Härtefallvermeidungsgesetz rechtzeitig auf den Weg zu bringen, um Schaden durch die negativen Folgen des Brexits auf deutsche Familienunternehmen abzuwenden", sagte Kirchdörfer. Sie benötigten eine gesetzliche Regelung, dass bei der Entlastung von Teilen des Betriebsvermögens durch die Erbschaft- und Schenkungssteuer in Großbritannien geschaffene Arbeitsplätze auch weiterhin berücksichtigt werden.
Quelle: ntv.de, hny/rts