"Zu wenig in zu langer Laufzeit" EVG schmettert erstes Tarifangebot der Bahn ab
04.02.2025, 10:58 Uhr Artikel anhören
Seit dem Morgen verhandeln Teams der Deutschen Bahn und der EVG in Berlin.
(Foto: picture alliance/dpa/Hannes P Albert)
Aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahl und einer drohenden Zerschlagung der Deutschen Bahn wollen sich Konzern und EVG noch zuvor auf einen neuen Tarifvertrag einigen. Bereits in der ersten Verhandlungsrunde legt die Bahn ein Angebot vor. Doch das fällt bei der Gewerkschaft durch.
Die zweite Verhandlungsrunde um einen neuen Tarifvertrag zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn (DB) ist in Berlin gestartet. Die EVG habe vor den Gesprächen deutlich gemacht, dass sie davon ausgeht, "dass der Arbeitgeber nochmal etwas nachbessert", sagte ein Sprecher. Die Gewerkschaft fordert 7,6 Prozent mehr Lohn für rund 192.000 Beschäftigte, die Bahn hatte zum Auftakt in der vergangenen Woche 4,0 Prozent geboten.
Die Gewerkschaft rechnet nicht mit einem Abschluss der Gespräche in der zweiten Runde, die bis Mittwoch andauert. Es müssten aber die Grundlagen geschaffen werden, um in der kommenden Woche "die dann noch offenen Punkte zu klären". Diese abschließende Runde soll ab 12. Februar stattfinden.
"Für uns ist wichtig, dass mehr kommt", sagte EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay in Berlin. "Es ist im Augenblick zu wenig in viel zu langer Laufzeit." Personalvorstand Martin Seiler von der DB betonte, die Spielräume für die Bahn seien eng, die gute Arbeit der Beschäftigten müsse aber honoriert werden. "Wir haben bereits in der ersten Runde ein Angebot vorgelegt, um deutlich zu machen, dass wir konstruktiv und zügig verhandeln wollen", sagte er.
EVG: Bahn bietet "deutlich zu wenig"
Im Einzelnen sieht das Angebot der Bahn vor, dass der Lohn in zwei Schritten steigt: Zwei Prozent mehr soll es zum 1. Oktober 2025 geben, weitere zwei Prozent zum 1. Oktober 2026. Die Zulage von 2,6 Prozent sollen die Schichtarbeitenden ab 2027 erhalten. Zudem bietet die Bahn an, über eine teilweise Umwandlung der Zulage in freie Tage ab 2028 zu verhandeln. Der Tarifvertrag soll 37 Monate lang gelten.
Ingenschay bezeichnete die Lohnsteigerung bei einer so langen Laufzeit in der vergangenen Woche als "deutlich zu wenig". Zudem komme der Zuschlag für Schichtarbeitende zu spät und gelte für zu wenige. In der zweiten Tarifrunde müsse sich der Arbeitgeber "spürbar auf uns zubewegen", erklärte die Gewerkschafterin.
Die beiden Tarifparteien hatten die Verhandlungen wegen der anstehenden Neuwahl zum Bundestag im Februar vorgezogen. Ingenschay verwies dabei auf die politische Situation: Aus der möglicherweise bald regierenden Union kämen Rufe nach einer Zerschlagung der Bahn und weniger Geld für die Schiene. Der aktuelle Tarifvertrag läuft noch bis Ende März. Warnstreiks sind so lange nicht möglich, doch danach endet die Friedenspflicht.
Mit der deutlich kleineren Gewerkschaft Deutscher Lokführer hatte die DB sich im vergangenen März auf einen Tarifvertrag geeinigt. Er gilt noch bis Ende des Jahres.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP