Wegen Turbulenzen bei Banken EZB-Ratsmitglied stellt nächste Zinsschritte infrage
21.03.2023, 09:35 Uhr
Die Verknappung der Liquidität auf den Finanzmärkten dürfte die Inflation bremsen.
(Foto: dpa)
Vor wenigen Wochen fordert Robert Holzmann drei weitere deutliche Zinserhöhungen. Doch die Turbulenzen im Bankensektor rücken die Entwicklung der Inflationsrate in ein neues Licht. Die Übernahme der Credit Suisse birgt in den Augen des EZB-Ratsmitglieds durchaus eine Gefahr.
Österreichs EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann ist im Kampf gegen die Inflation von seiner jüngsten Forderung nach drei weiteren Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte etwas abgerückt. "Ich würde sie nicht ausschließen, aber auch nicht sagen, dass sie notwendigerweise kommen", sagte der Notenbanker in einem ORF-Interview.
Holzmann hatte Anfang März gegenüber dem "Handelsblatt" erklärt, die Europäische Zentralbank (EZB) solle die Zinsen in jeder ihrer nächsten vier Sitzungen um jeweils 50 Basispunkte anheben. "Nun, was sich in der Zwischenzeit ergeben hat, ist, dass durch diese Krisen und Hilfsmaßnahmen die Liquidität im Finanzsystem gesunken ist", sagte Holzmann auf die Frage im ORF-Fernsehen, ob er angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor an dieser Forderung festhalte.
Der EZB gehe es um die Inflationsbekämpfung, wenn sich aber durch die Verknappung der Liquidität auf den Finanzmärkten bereits eine deflationäre Entwicklung oder ein Rückgang der Inflation abzeichne, müsse man die Zinsen nicht noch weiter anheben, sagte Holzmann. "Oder man kann die Zinserhöhung langsamer gestalten", fügte er an.
"Es könnte gefährlich werden"
Die EZB hatte am Freitag im Kampf gegen die Inflation trotz der jüngsten Turbulenzen ihren Leitzins erneut um 0,5 Punkte angehoben - auf nunmehr 3,5 Prozent. Zuvor hatte der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA weltweit Schockwellen an den Börsen und Sorgen um die Stabilität des Bankensektors ausgelöst. In Europa sorgte zudem zuletzt die milliardenschwere Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den größeren Rivalen UBS für Kritik und Skepsis.
Mit der drei Milliarden Franken schweren Not-Übernahme sollte eine neue Finanzkrise im Keim erstickt werden. Allerdings kam etwa die Frage auf, ob dadurch nicht eine Bank entsteht, die zu groß ist für ein Land wie die Schweiz. Ob dies nicht gefährlich sei, dass die Bilanzsumme der neuen UBS doppelt so groß ist wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz, sagte Holzmann: "Es könnte gefährlich werden, aber es muss nicht gefährlich werden".
Quelle: ntv.de, chl/rts