Konjunkturerwartung angehoben EZB rechnet mit höherer Inflation als bislang
06.06.2024, 17:08 Uhr Artikel anhören
EZB-Chefin Lagarde erwartet bis ins nächste Jahr hinein eine Inflation oberhalb von zwei Prozent.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viermal im Jahr geben die Ökonomen der EZB ihre Einschätzungen zur Entwicklung der Inflation sowie der Konjunktur ab. Sie erwarten nun, dass die Teuerung langsamer zurückgeht als zunächst angenommen. Dafür erweist sich die europäische Wirtschaft wohl als robuster.
Die Europäische Zentralbank hat trotz der ersten Zinssenkung seit Jahren ihre Prognose für die Inflationsentwicklung angehoben. Gingen die Notenbank-Ökonomen im März noch von einem Anstieg um 2,3 Prozent in diesem Jahr aus, rechnen sie nun mit einer Teuerungsrate im gemeinsamen Währungsraum von 2,5 Prozent, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. Für nächstes Jahr erwarten die Volkswirte nun 2,2 Prozent und damit 0,2 Punkte mehr als vor drei Monaten. Für 2026 ließen sie ihre Prognose derweil unverändert bei 1,9 Prozent. Damit würde sich die EZB auf Kurs zu ihrem Inflationsziel von zwei Prozent befinden, was sie als optimales Niveau für die 20-Länder-Gemeinschaft erachtet.
Die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft war im Mai auf 2,6 Prozent gestiegen von 2,4 Prozent im April. Damit hat sich die Rate wieder etwas mehr vom EZB-Ziel von 2,0 Prozent entfernt. Auch die viel beachtete Kernrate, in der schwankungsreiche Preise ausgeklammert bleiben, zog im Mai auf 2,9 Prozent von 2,7 Prozent im April an. Die Teuerungsrate werde wahrscheinlich bis ins nächste Jahr hinein über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank bleiben, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde nach dem Zinsbeschluss.
Die Währungshüter senkten erstmals seit Jahren wieder die Zinsen. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken, wurde auf 3,75 Prozent von bislang 4,00 Prozent nach unten gesetzt.
Die Wirtschaft im Euroraum wird sich aus Sicht von EZB-Präsidentin Lagarde weiter erholen. Dazu dürften höhere Löhne beitragen, sagte sie. Auch der Exportsektor dürfte demnach bei anziehender globaler Nachfrage in den kommenden Quartalen zu einer positiven Konjunkturentwicklung beitragen.
Die Notenbank-Ökonomen erwarten für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 0,9 Prozent. Noch im März waren sie lediglich von 0,6 Prozent ausgegangen. Für 2025 gehen sie dann von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 (März-Prognose: 1,5) Prozent aus, für 2026 rechnen sie unverändert mit plus 1,6 Prozent. Die Wirtschaft der Eurozone war im ersten Quartal mit einem BIP-Zuwachs von 0,3 Prozent in die Wachstumsspur zurückgekehrt und hatte ihre Rezession beendet.
Die Notenbank-Volkswirte erarbeiten viermal im Jahr Konjunktur- und Inflationsprognosen für den Euroraum. Diese Projektionen liegen den Währungshütern zu ihren Beratungen auf den Zinssitzungen im März, im Juni, im September und im Dezember vor.
Quelle: ntv.de, jwu/rts