Konjunkturflaute dauert an EZB senkt Leitzins weiter - auf 2,75 Prozent
30.01.2025, 14:16 Uhr Artikel anhören
Die EZB hat im vergangenen Jahr die Zinswende eingeleitet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die unsichere Konjunkturlage in Europa sowie die Zollpolitik von US-Präsident Trump machen der Europäischen Zentralbank zu schaffen. Zum fünften Mal seit dem vergangenen Sommer drücken die Währungshüter die Zinsen im Euroraum.
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt den Leitzins angesichts der Konjunkturflaute und nachlassender Inflationssorgen zu Beginn des Jahres weiter. Der EZB-Rat beschloss, den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz von 3,00 auf 2,75 Prozent zu drücken. Diesen bekommen Geldinstitute, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Es ist bereits die fünfte Zinssenkung, seit die Währungshüter um Notenbankchefin Christine Lagarde im Juni die Zinswende eingeleitet haben.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch gut eine Woche nach dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump eine Pause eingelegt. Der weitere Kurs der Fed ist offen. In der Euro-Zone rechnen die Finanzmärkte mit einer Fortsetzung des Zinsstakkatos. Die EZB erklärte zu ihrem künftigen Kurs, diesen von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängig zu machen. "Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest", hieß es. Die nächste Zinsentscheidung steht Anfang März in Frankfurt an.
Der EZB macht vor allem die unsichere konjunkturelle Lage im Euroraum zu schaffen. Die Notenbank rechnet nach den jüngsten Prognosen ihrer Volkswirte damit, dass sie ihr Inflationsziel von 2,0 Prozent im ersten Halbjahr nachhaltig erreichen wird. Im Dezember lag die Rate noch bei 2,4 Prozent. Doch die trüben Konjunkturaussichten für den Euroraum treiben die Währungshüter um.
Und die Konjunktur wird nach den Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde vorerst weiter schwächeln. Es bestünden nach wie vor Risiken für das Wachstum, sagte sie. "Die Konjunktur stagnierte im vierten Quartal. Sie dürfte auch in nächster Zeit schwach bleiben." Höhere Handelshürden könnten die Exporte der Euro-Wirtschaft belasten. Auch sei das Verbrauchervertrauen nach wie vor fragil. "Die steigenden Realeinkommen haben die Haushalte noch nicht ausreichend ermutigt, ihre Ausgaben deutlich zu steigern", sagte Lagarde. Grundsätzlich seien die Voraussetzungen für eine Erholung des privaten Konsums aber gegeben. Sofern Handelsspannungen nicht eskalierten, dürften auch die Exporte die Erholung unterstützen, "da die globale Nachfrage steigt". Günstigere Kredite dürften nach und nach auch den Konsum und die Investitionen ankurbeln. Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, die Wirtschaft produktiver, wettbewerbsfähiger und widerstandsfähiger zu machen.
Dem EU-Statistikamt zufolge trat die Wirtschaft im Euroraum von Oktober bis Dezember auf der Stelle. Für das Gesamtjahr 2024 ergab sich ein Plus von 0,7 Prozent. Belastet hat vor allem die Dauerflaute in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland. Hier schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt sowohl im vierten Quartal als auch 2024 insgesamt um 0,2 Prozent.
Ein großer Unsicherheitsfaktor für die EZB ist auch die künftige Zollpolitik von US-Präsident Trump. Höhere Zölle könnten zu Handelskonflikten führen, was die europäische Wirtschaft zusätzlich dämpfen und auch die Inflation nach oben treiben könnte.
Quelle: ntv.de, mdi/rts