Wirtschaft

Risiko "hoch wie nie zuvor"EZB warnt Banken vor beispiellosen Schocks

18.11.2025, 17:13 Uhr
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Die EZB sieht eine Gemengelage, die strukturelle Schwachstellen verschärft. (Foto: picture alliance / W2Art / Thorsten Wagner)

Eine Lehre der Finanzkrise war die Bankenaufsicht durch die EZB. Die Zentralbank hebt nun mahnende den Finger. Zwar stünden die Geldhäuser derzeit gut da. Doch angesichts der internationalen Spannungen seien Extremereignisse wahrscheinlicher geworden.

Die Europäische Zentralbank (EZB) rät den Geschäftsbanken der Währungsunion, sich auf beispiellose Schocks mit weitreichenden Folgen für das Finanzsystem vorzubereiten. "Geopolitische Spannungen, eine veränderte Handelspolitik, Klima- und Naturkrisen, der demografische Wandel und technologische Umbrüche verschärfen strukturelle Schwachstellen", teilte die EZB in Frankfurt mit. Das Risiko extremer Ereignisse sei dadurch "so hoch wie nie zuvor". Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber politischen Risiken und Unsicherheiten bleibe daher die oberste Priorität der Aufsicht.

Angesichts der unvorhersehbaren Risiken plant die EZB zudem einen Stresstest. Dabei sollen die Aufseher den Banken eine bestimmte Höhe des Kapitalverlusts vorgeben, woraufhin die Institute Szenarien entwickeln müssen.

Vorerst stehen die Banken nach Einschätzung der EZB jedoch gut da. Sie seien widerstandsfähig, die Profitabilität sei stark und die Qualität der Vermögenswerte stabil. Daher sollen die allgemeinen Kapitalanforderungen für das kommende Jahr stabil bleiben. Die harte Kernkapitalquote werde bei 11,2 Prozent liegen, teilte die Notenbank mit. Die Banken profitieren nach dem Ende der Nullzinsphase von Zinsüberschüssen, zudem bescheren ihnen die starken Börsen hohe Provisionen für Wertpapiergeschäfte. Die aufs Jahr hochgerechnete Rendite auf das Eigenkapital der Institute stieg der EZB zufolge Mitte 2025 auf gut 10 Prozent.

Das aktuell günstige Umfeld dürfte nach Einschätzung der Notenbank nicht von Dauer sein. Anhaltende Risiken bestünden insbesondere durch die Handelsspannungen zwischen den USA und der EU sowie durch allgemeine geopolitische Gefahren. Dies könnte Branchen mit hohem Exportvolumen in die USA wie die Automobil-, Chemie- oder Pharmaindustrie treffen und potenziell zu einem Rückgang der Vermögensqualität führen. Auch die Finanzmärkte seien anfällig für plötzliche Korrekturen. Um diesen Risiken zu begegnen, will die EZB vorrangig auf eine umsichtige Kreditvergabe achten. Dies solle die Entstehung neuer Problemkredite verhindern.

Bundeskanzler Friedrich Merz hatte am Vortag die Vorschriften für Banken in Europa als zu streng bezeichnet. "Die Regulierung der Banken in Europa ist zu rigoros", sagte der CDU-Politiker. Die Bundesregierung werde Banken auf nationaler Ebene bei der Regulierung entlasten. Das Regelwerk Basel III solle national schonend umgesetzt und auf Gold-Plating, also das Übertreffen europäischer Vorgaben, verzichtet werden, sagte Merz. "Was für Europa genug ist, muss für Deutschland ausreichend sein."

Die EZB-Bankenaufsicht bewertet regelmäßig die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und das Risikomanagement von Banken ("Supervisory Review and Evaluation Process"/SREP). Im Ergebnis legen die Aufseher Kapitalzuschläge für bestimmte Banken fest und bestimmen unter anderem, wie viel Geld Institute als Dividende an ihre Anteilseigner ausschütten dürfen. Deutsche Bank und Commerzbank hatten kürzlich schon mitgeteilt, dass die Kapitalanforderungen für sie für 2026 leicht reduziert wurden. Die EZB-Bankenaufsicht, die als Lehre aus der globalen Finanzkrise 2008 hervorgegangen ist, kontrolliert die größten Banken im Euroraum direkt. Im Test wurden 105 Banken untersucht, die direkt von der EZB beaufsichtigt werden.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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