Gesperrte Journalisten-Accounts Elon Musk beugt sich
17.12.2022, 09:32 Uhr
"Wer frech wird, wird ausgeschlossen", twittert Elon Musk.
Mit der Sperrung von Journalisten-Accounts sorgt Elon Musk für weltweite Empörung - nun rudert der Twitter-Chef zurück, nachdem sich die Mehrheit der Nutzer in einer Umfrage für die Freischaltung ausgesprochen hat. Doch auch der politische Druck war enorm.
Twitter-Chef Elon Musk will die international kritisierte Sperrung von Nutzer-Konten mehrerer Journalisten wieder aufheben. Dies kündigte der Milliardär und Tesla-Gründer per Tweet als Reaktion auf eine kurzfristige Umfrage auf Twitter an, bei der sich den Angaben zufolge 58,7 Prozent der Teilnehmer für eine sofortige Freischaltung der kürzlich gesperrten Konten aussprach. "Die Leute haben gesprochen. Die Accounts, die meinen Standort verraten haben, werden jetzt wieder freigeschaltet", twitterte Musk.
Twitter hatte am Donnerstag die Konten mehrerer US-Journalisten gesperrt, die kürzlich über Musk berichtet haben. Musk warf ihnen vor, den Echtzeit-Standort seines Privatjets geteilt zu haben und damit gegen das Verbot der Weitergabe persönlicher Informationen - "Doxxing" genannt - verstoßen zu haben. Ein solches Verhalten gefährde die Sicherheit seiner Familie, erklärte Musk. Den Journalisten warf er vor, die "Koordinaten für ein Attentat" gegen ihn und seine Familie geliefert zu haben.
Musk erklärte zudem, die Sperrung sei nötig gewesen, nachdem ein Auto mit einem seiner Kinder in der US-Metropole Los Angeles von einem "verrückten Stalker" verfolgt worden sei. Belege für seine Angaben legte Musk nicht vor. Kritiker vermuteten hinter dem Vorgehen eher den Versuch, kritische Stimmen mundtot zu machen. Musk selbst nährte diese Zweifel, indem er twitterte: "Wenn sie frech werden, werden sie ausgeschlossen."
Selbstverursachtes Chaos
Auch die EU-Kommission und die Bundesregierung hatten das Vorgehen deutlich kritisiert und erklärten, aus Sorgen um die Pressefreiheit über Konsequenzen nachzudenken. Von den Regierungen Frankreichs und Großbritanniens sowie von den Vereinten Nationen (UN) kam ebenfalls Kritik. UN-Generalsekretär António Guterres hatte sich einem Sprecher zufolge "sehr verstört" über den "willkürlichen" Schritt gezeigt. Dieser schaffe einen "gefährlichen Präzedenzfall".
Musk hat Twitter seit der Übernahme für 44 Milliarden Dollar (rund 41 Milliarden Euro) ins Chaos gestürzt. Er entließ das Spitzenmanagement und rund die Hälfte der Belegschaft und schaltete gesperrte Konten wie jenes des früheren US-Präsidenten Donald Trump wieder frei. Kritiker befürchten, dass unter Musks Führung auf Twitter Hassbotschaften und Falschinformationen rasant zunehmen könnten.
Quelle: ntv.de, jug/rts/AFP