Verdacht am Hauptstadtflughafen Ermittler klopfen beim BER an
04.07.2017, 20:12 Uhr
Probleme, Mängel, Verzögerungen: Die Großbaustelle BER kommt nicht aus den Schlagzeilen.
(Foto: picture alliance / Bernd Settnik)
Aufregung auf Deutschlands peinlichster Großbaustelle: Im Auftrag der Staatsanwaltschaft statten Ermittler der Flughafengesellschaft einen unangemeldeten Besuch ab. Es geht um schwere Vorwürfe. Im Mittelpunkt steht angeblich der frühere Technikchef.
Die Staatsanwaltschaft Cottbus hat einen Durchsuchungsbeschluss für die Büros der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) in Schönefeld bei Berlin erwirkt. Es gehe um einen Verdachtsfall von Korruption, bestätigte Oberstaatsanwältin Petra Hertwig auf Anfrage.
Eine Razzia fand anders als zuvor berichtet nicht statt. Die Flughafengesellschaft wollte sämtliche geforderten Unterlagen freiwillig herausgeben. "Es gab keine Durchsuchungen bei der FBB", stellte ein FBB-Sprecher klar. Die Flughafengesellschaft kooperiere "vollumfänglich" und habe so eine Durchsuchung abwenden können.
Zuvor hatte die Flughafengesellschaft bereits mitgeteilt, dass die Anklagebehörde wegen des Verdachts der Untreue gegen einen ihrer ehemaligen Geschäftsführer ermittelt. "Es handelt sich um einen Vorgang aus dem Jahr 2012", hieß es weiter.
Die Flughafengesellschaft werde "die ihr zugänglichen Informationen und Unterlagen zeitnah an die Staatsanwalt Cottbus übergeben", teilte die FBB mit. "Sollte der FBB ein Schaden entstanden sein, behält sich das Unternehmen rechtliche Schritte vor." Angesichts des laufenden Ermittlungsverfahrens wollte sich die FBB nicht weiter zu dem Verdachtsfall äußern.
Missstände in der Ära Mehdorn?
Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" und der "Bild"-Zeitung richten sich die Ermittlungen gegen den ehemaligen Technikchef Horst Amann. Der Bauingenieur war im August 2012 als Hoffnungsträger vom Flughafen Frankfurt nach Berlin gekommen, um das Milliardenprojekt "Hauptstadtflughafen" (BER) aus der Krise zu führen.
Nach monatelangem Führungsstreit mit dem damaligen Flughafenchef Hartmut Mehdorn musste Amann im Oktober 2013 gehen. Sein Nachfolger im Amt des BER-Technikchefs, Jörg Marks, wurde im Februar 2017 vorübergehend aufs Abstellgleis geschoben - was Insider als einsame Entscheidung des damaligen Flughafenchefs Karsten Mühlenfeld bezeichneten. Auf Marks folgte Christoph Bretschneider, der zuvor unter anderem bei der Deutschen Bahn als Projektmanager tätig war.
Doch bereits wenige Wochen später löste das Unternehmen den Vertrag mit Bretschneider wieder auf. Dafür nahm Mühlenfeld seinen Hut - einem Bericht des rbb zufolge nach einem Zerwürfnis mit dem Aufsichtsrat. Der neue Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup holt den entlassenen Jörg Marks zurück ins Amt des Technikchefs. Einen Terminplan für die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens gibt es noch nicht.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa