Wirtschaft

Wintershall verliert Milliarde Erster Nord-Stream-2-Finanzierer schreibt Pipeline ab

Die Inbetriebnahme der umstrittenen Pipeline wird mit jedem Tag des russischen Angriffskriegs unwahrscheinlicher.

Die Inbetriebnahme der umstrittenen Pipeline wird mit jedem Tag des russischen Angriffskriegs unwahrscheinlicher.

(Foto: REUTERS)

Die Nord Stream 2 AG ist in wohl schwerer finanzieller Schieflage und hat alle Mitarbeiter entlassen, aber noch keine Insolvenz beantragt. Mitfinanzier Wintershall schreibt die Milliarde Euro trotzdem ab und stoppt alle Zahlungen an Russland. Anders verhält sich Deutschlands größter Importeur von russischem Gas.

Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea schreibt das vor dem Aus stehende Ostseepipeline-Projekt Nord Stream 2 als erster Beteiligter vollständig ab. Der Vorstand habe entschieden, den Anteil von Wintershall Dea an der Finanzierung von rund einer Milliarde Euro abzuschreiben, teilte das Unternehmen mit. Die rund 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline gehört dem russischen Gaskonzern Gazprom, die Finanzierung hatten aber zur Hälfte Wintershall Dea, der Versorger Uniper, die österreichische OMV, die französische Engie und Shell übernommen.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine liegt die Pipeline auf Eis. Die in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG hat alle ihre Mitarbeiter bereits entlassen, widersprach aber Berichten über einen bereits eingereichten Insolvenzantrag. "Wir bestätigen die Medienberichte nicht, dass Nord Stream 2 Insolvenz angemeldet hat", erklärte die Projektgesellschaft. "Das Unternehmen hat die lokalen Behörden nur darüber informiert, dass es nach der Verhängung von US-Sanktionen gegen die Gesellschaft Verträge mit Mitarbeitern kündigen musste."

Die Regierungsrätin des Kantons Zug, Silvia Thalmann-Gut, erklärte ebenfalls, dass keine Insolvenz in die Wege geleitet worden sei. "Uns ist bekannt, dass Nord Stream 2 mit enormen Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hat. Das Unternehmen hat bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen Konkurs beim Zuger Handelsregisteramt angemeldet." Nach Reuters-Informationen könnte das aber noch in dieser Woche passieren.

Wintershall Dea, an der der Chemiekonzern BASF 67 Prozent hält, will zugleich alle neuen Projekte zur Öl- und Gas-Förderung in Russland stoppen. Zahlungen nach Russland würden sofort eingestellt. An den bestehenden Erdgas-Förderprojekten Juschno Russkoje und Achimov in Sibirien hält das Unternehmen aber fest.

"Stand heute fließt Gas vertragsgemäß"

Eine Fortsetzung des eigenen Russland-Geschäfts strebt derweil ein weiterer Nord-Stream-2-Beteiligter an: Uniper, Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas. Ein Sprecher des Energiekonzerns sagte der "Rheinischen Post": "Uniper verurteilt aufs Schärfste den Einmarsch Russlands in die Ukraine, der eine Verletzung des Völkerrechts und der Prinzipien der UN-Charta darstellt. Krieg sollte niemals eine Lösung für ein Problem sein."

Gleichzeitig müsse man als Energieunternehmen weiterhin seiner Verantwortung gegenüber den Kunden gerecht werden, "indem wir dazu beitragen, die Versorgung mit Gas und Strom in Deutschland und Europa zu sichern". Auch habe man eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. "Daher werden wir unser Geschäft in Russland weiter verantwortungsvoll betreiben. Bestehende Verträge zur Strom- und Gasversorgung in Russland und Europa, für die russische Gasimporte eine wesentliche Rolle spielen, werden wir einhalten."

Knapp 5000 der insgesamt rund 11.500 Uniper-Beschäftigten arbeiten bei der russischen Tochtergesellschaft Unipro, an der Uniper zu rund 84 Prozent beteiligt ist. Uniper selbst gehört mehrheitlich zum finnischen Fortum-Konzern. Uniper sicherte der Bundesregierung seine Unterstützung zu: "Selbstverständlich können sich die westlichen Regierungen auf unsere Unterstützung verlassen." Uniper sei mit seiner Expertise in den Bereichen Gasversorgung, -handel und -speicherung ein Teil der Lösung.

"Wir haben bereits Maßnahmen ergriffen, um eine diversifizierte und sichere Energieversorgung zu gewährleisten, die in Zukunft noch robuster werden wird", zitierte die "Rheinische Post" weiter. Zur Frage russischer Gaslieferungen nach Deutschland sagte der Uniper-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur: "Stand heute fließt Gas vertragsgemäß."

Quelle: ntv.de, tsi/rts/dpa

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