Noch keine juristischen Schritte Ex-Abercrombie-Chef soll Männer sexuell ausgebeutet haben
03.10.2023, 15:47 Uhr Artikel anhören
Der heute 79-Jährige hatte in der Vergangenheit mit Aussagen, wonach er nur "coole, gut aussehende Leute" als Kunden wolle, für ein kontroverses Image gesorgt.
(Foto: AP)
Der US-Modekonzern Abercrombie & Fitch ist unter anderem durch seine anzügliche Werbung bekannt geworden. Recherchen der BBC legen jetzt nahe: Der langjährige Chef Jeffries und sein Partner haben junge Männer sexuell belästigt. Das Paar soll dafür einen Mittelsmann genutzt haben.
Mehrere Männer werfen dem Ex-Chef des US-Modekonzerns Abercrombie & Fitch, Michael "Mike" Jeffries, und dessen Partner vor, sie auf Veranstaltungen sexuell ausgebeutet zu haben. Nach Recherchen der BBC nutzte das Paar einen Mittelsmann, um junge Männer für sich zu finden. Acht Männer berichteten der BBC, sie hätten an solchen Veranstaltungen teilgenommen. Einige sagten dem Sender, sie seien dabei ausgebeutet oder misshandelt worden. Juristische Schritte wurden bisher nicht eingeleitet. Jeffries und sein Partner äußerten sich auf Anfrage der BBC nicht.
Das Unternehmen, das auch die Marke Hollister vertreibt und früher unter anderem mit anzüglicher Werbung punktete, zeigte sich in einer Stellungnahme "entsetzt und angewidert". Jeffries hatte den Konzern 2014 verlassen. Der heute 79-Jährige hatte in der Vergangenheit mit Aussagen, wonach er nur "coole, gut aussehende Leute" als Kunden wolle, für ein kontroverses Image gesorgt.
Der mutmaßliche "Vermittler" des Paares wies die Vorwürfe zurück. Die betroffenen Männer hätten gewusst, worauf sie sich einlassen, sagte er der BBC. Wie der Sender weiter berichtete, fordern zwei frühere US-Staatsanwälte nach Durchsicht von Dokumenten und Aussagen eine Untersuchung, um festzustellen, ob Anklage wegen Sexhandels erhoben werden kann. Nach US-Recht gilt es als Sexhandel ("sex trafficking"), wenn ein Erwachsener durch Gewalt, Betrug oder Nötigung dazu gebracht wird, gegen Geld in einen anderen Staat oder ein anderes Land zu reisen, um dort Sex zu haben.
Abercrombie & Fitch, 1892 gegründet, war bei Schülern und Studenten in den USA lange eine angesagte Marke. In der Gunst der Jugendlichen und jungen Leute in Nordamerika sank das Ansehen der Marke zuletzt deutlich. Die Kleidung der großen Ketten wie H&M und Zara gilt als modischer und besser kombinierbar und ist zudem günstiger.
Die Firma verkauft seit 2007 ihre Kleidung in Europa, in Deutschland gibt es Läden in Düsseldorf, Hamburg und München. In den USA hat Abercrombie & Fitch 836 Filialen, im Rest der Welt 161. Tochtermarken sind Hollister und Gilly Hicks.
Quelle: ntv.de, jki/dpa