"Ich habe 'Scheiße' gesagt" Ex-Deutsche-Bank-Vorstand äußert sich
09.06.2015, 11:34 Uhr
Tessen von Heydebreck (Archivbild)
(Foto: picture alliance / dpa)
"Mit Kirch macht man kein Geschäft." Der ehemalige Vorstand der Deutschen Bank, von Heydebreck, spricht über seine damalige Meinung vor Gericht. Im Fall Kirch geht es vor dem Münchner Landgericht nun ins Detail.
Im Strafprozess gegen den Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, und mehrere Ex-Manager des Dax-Konzerns um versuchten Prozessbetrug im Fall Kirch haben die Richter mit der Befragung der Angeklagten begonnen. Der ehemalige Vorstand Tessen von Heydebreck schilderte den Richtern vor dem Landgericht München die aus seiner Sicht sehr problematische Geschäftsbeziehung zu dem verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch.
"Für mich stand immer fest: Mit Kirch macht man kein Geschäft", sagte er den Richtern. Trotzdem hielt er es für einen Fehler, als der damalige Bankchef Rolf Breuer in einem Interview öffentlich die Kreditwürdigkeit Kirchs in Frage stellte. Als er das Breuer-Interview im Frühjahr 2002 im Fernsehen sah, habe er gleich gewusst, dass die Äußerung ein Fehler war, sagte von Heydebreck. "Ich hab 'Scheiße' gesagt zu mir selbst, weil ich spürte, dass dieser Lapsus rechtlich gefährlich ist."
Wenige Monate nach dem Interview meldete die Kirch-Gruppe Insolvenz an. Leo Kirch machte bis zu seinem Tod Breuer und die Deutsche Bank für die Pleite verantwortlich und forderte Schadenersatz in Milliardenhöhe.
Fitschen hüllt sich in Schweigen
Im Prozess um diese Forderungen vor vier Jahren sollen die Manager der Deutschen Bank die Unwahrheit gesagt haben, um das Verfahren zu gewinnen. Deshalb stehen sie seit Ende April wegen versuchten Prozessbetrugs in einem besonders schweren Fall vor dem Landgericht. Alle fünf hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.
Indes hat sich Fitschen bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Rücktrittsankündigung nicht zu den Gründen für seine Entscheidung geäußert. Auf dem Weg in den Gerichtssaal im Landgericht München hüllte er sich in Schweigen und beantwortete keine Fragen.
Zusammen mit Co-Chef Anshu Jain hatte Fitschen am Sonntag seinen Rücktritt von der Spitze der Deutschen Bank angekündigt. Im Gegensatz zu Jain bleibt er aber noch bis zum kommenden Mai im Amt.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts