US-Handel nimmt zu Exporte steigen leicht - Trump-Zölle bedrohen Handelsbilanz
18.11.2024, 11:45 Uhr Artikel anhören
Die Exporte in die USA sind im dritten Quartal nur schwach gestiegen. Europäische Länder könnten einen Exportrückgang kaum kompensieren, warnt Deloitte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die deutsche Industrie verzeichnet im dritten Quartal einen schwachen Exportzuwachs von 0,5 Prozent. Die USA und China drohen dieses Wachstum jedoch zu gefährden, warnen Deloitte-Experten und zeichnen ein düsteres Szenario.
Die deutsche Exportwirtschaft hat im dritten Quartal leicht zugelegt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Demnach ist der Wert der Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,5 Prozent auf 384 Milliarden Euro gestiegen. Die Exporte in andere EU-Länder nahmen demnach ab, wurden aber durch einen Anstieg der Ausfuhren insbesondere in die USA kompensiert.
Trotz des Rückgangs von 1,0 Prozent machten die Exporte in die anderen EU-Länder mit 204,8 Milliarden Euro weiterhin mehr als die Hälfte der Ausfuhren aus. Die wichtigsten Abnehmer waren Frankreich, die Niederlande, Polen, Italien und Österreich, wobei nur nach Polen mehr Waren versendet wurden als im Vorjahresquartal.
Die USA waren weiterhin der wichtigste einzelne Abnehmer deutscher Waren. Die Exporte stiegen hier um 3,8 Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Auch die Ausfuhren nach Großbritannien legten mit 5,2 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro deutlich zu. In China hingegen ging die Nachfrage nach deutschen Produkten stark zurück: um 9,4 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro.
Zugleich legten die Importe aus China weiter zu. Mit einem Warenwert von 40,5 Milliarden Euro ist die Volksrepublik in diesem Aspekt mit Abstand Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die Einfuhren aus den USA stiegen leicht auf 23,2 Milliarden Euro. Auf EU-Ebene kamen die meisten Importe aus den Niederlanden (24,0 Milliarden) gefolgt von Polen (19,4 Milliarden), Italien (16,6 Milliarden) und Frankreich (15,9 Milliarden). Insgesamt stieg das Importvolumen im dritten Quartal leicht um 0,3 Prozent auf 327,9 Milliarden Euro. Etwas mehr als die Hälfte davon kam aus der EU.
Trump sorgt für Export-Verschiebungen
Gerade im Hinblick auf die USA und drohende Handelskriege und Protektionismus durch Trump könnte das Exportwachstum in den kommenden Jahren jedoch geschwächt werden, wie eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte zeigt. "Neue Zölle von zehn Prozent oder mehr würden das ohnehin geringe Exportwachstum in die USA nahezu halbieren", erklärte Oliver Bendig, Partner und Leiter der Industrieberatung bei Deloitte, anlässlich der Vorstellung einer Studie zur Entwicklung bis 2035.
Im Schnitt rechnen die Deloitte-Experten noch mit einem jährlichen Wachstum der Industrieexporte in die USA von durchschnittlich 1,8 Prozent. Auch China falle mit 2,3 Prozent Exportwachstum deutlich hinter den Schnitt der früheren Jahre. Zwar würden die USA weiter den wichtigsten Auslandsmarkt für die deutsche Industrie darstellen. Die Gewichte dürften sich in den kommenden Jahren aber in Richtung neuer Märkte in der Asien-Pazifik-Region verschieben. Dort erwartet Deloitte Zuwächse von plus 6,6 Prozent pro Jahr durch die Philippinen, gefolgt von Indien mit 5,7 Prozent, Vietnam mit 4,3 Prozent oder etwa Australien mit 4,0 Prozent. Vorausgesetzt ist, dass sich die weltweiten Handelskonflikte nicht weiter zuspitzen.
Die Exporte in andere europäische Länder dürften nach der Einschätzung von Deloitte ebenso nur schwach auf 1,8 Prozent zulegen. Wegen der Größe des Marktes würden Länder wie Frankreich, Italien und die Niederlande damit aber weiter eine zentrale Rolle als Absatzmarkt spielen. "Ohne den europäischen Markt wird es für die Industrie auch künftig nicht gehen", so Bendig. Den fehlenden Rückenwind aus den USA und China könnten die Länder aber kaum wettmachen.
Blockbildung könnte verstärkte Exportgeschäfte vernichten
Zudem warnen die Deloitte-Experten noch vor einem weiteren Szenario: einer verstärkten Blockbildung zwischen USA und China mit Nordamerika, Europa und weiten Teilen Südamerikas auf der einen Seite und den BRICS-Staaten auf der anderen Seite.
Sollte es dazu kommen, dann werde der Export nach China bis 2035 sogar um 6,0 Prozent pro Jahr schrumpfen, so die Deloitte-Prognose. Ebenso in Indien würden die Exporte dann statt eines Plus von 5,7 Prozent in ein Minus von 5,7 Prozent pro Jahr einfallen. Ähnlich werde es in Brasilien aussehen: Aus plus 2,6 Prozent pro Jahr dürften dann minus 2,9 Prozent werden. Allerdings könnten die Ausfuhren in die USA dann wieder zunehmen, prognostizieren die Deloitte-Experten.
Quelle: ntv.de, gri/dpa/AFP