"Keine Stopp-Start-Geldpolitik" Fed-Bankerin denkt gar nicht an Zinssenkungen
30.11.2023, 17:41 Uhr Artikel anhören
Die Präsidentin des US-Notenbankbezirks San Francisco hat keine guten Nachrichten für die Wall Street.
(Foto: REUTERS)
Viele Investoren an der Wall Street sind überzeugt, dass der Zinsgipfel endlich erreicht ist. Die Präsidentin des Fed-Bezirks San Francisco stutzt die Hoffnungen nun ein wenig zusammen. Auf keinen Fall soll es ein Vor und Zurück geben.
US-Währungshüterin Mary Daly sieht derzeit keinen Bedarf für eine Diskussion über eine Lockerung der Geldpolitik. "Ich denke im Moment überhaupt nicht über Zinssenkungen nach", sagte die Präsidentin des US-Notenbankbezirks San Francisco der "Börsen-Zeitung" in einem gerade veröffentlichten Interview. Sie fügte hinzu: "Ich denke darüber nach, ob wir genug Straffung im System haben und ausreichend restriktiv sind, um die Preisstabilität wiederherzustellen." Jüngste Inflationsdaten seien zwar "ermutigend" gewesen. Die Teuerung sei aber noch nicht unbedingt besiegt.
"Das Schlimmste, was wir den Amerikanern antun können, ob es sich nun um Unternehmen, Haushalte, Verbraucher oder kommunale Gruppen handelt, ist eine Stopp-Start-Geldpolitik. Dabei würden wir die Zinserhöhungen stoppen, dann aber merken, dass wir noch nicht fertig sind und müssten dann später noch mehr Arbeit leisten", sagte die US-Währungshüterin.
Dalys New Yorker Fed-Kollege John Williams verwies unterdessen auf einer Konferenz darauf, dass sich die Notenbank an der Datenlage orientiere. Falls sich der Preisdruck als hartnäckiger als gedacht erweisen sollte, könnte eine weitere Straffung nötig werden. Doch nach seiner Einschätzung sei die Fed schon am Zinsgipfel oder zumindest in dessen Nähe angelangt.
Börse glaubt an erste Zinssenkung im Mai
An den Terminmärkten wird derzeit damit gerechnet, dass die Fed die Leitzinsen auf der Sitzung Mitte Dezember weiter in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent hält. Für Mai 2024 wird eine erste Zinssenkung für wahrscheinlich gehalten. Dann könnte der geldpolitische Schlüsselsatz demnach auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent sinken. Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst betont, es gebe gute ökonomische Argumente für eine geldpolitische Lockerung, falls die Inflation noch weitere Monate zurückgehe. Er wolle sich aber nicht auf eine Zeitspanne festlegen.
Ein Inflationsmaß, das die Währungshüter besonders im Auge behalten, bilden die persönlichen Ausgaben der Konsumenten. Dabei werden die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiekosten ausgeklammert. Dieser sogenannte PCE-Kernindex fiel im Oktober auf eine Jahresteuerungsrate von 3,5 Prozent, nach 3,7 Prozent im September.
Quelle: ntv.de, mau/rts