Strafe für Skandalbank Fed erteilt Wells Fargo Wachstumsverbot
03.02.2018, 11:53 Uhr
Mindestens 3,5 Millionen Scheinkonten wurden durch Wells Fargo eröffnet.
(Foto: AP)
Die US-Aufseher greifen durch: Der Kreditriese Wells Fargo darf seine Finanzsumme vorerst nicht ausweiten. Grund sind Affären um Scheinkonten und andere dubiose Geschäftspraktiken. Das wird sich im Gewinn niederschlagen.
In einem beispiellosen Schritt hat die US-Notenbank Fed dem von Skandalen erschütterten Finanzkonzern Wells Fargo vorerst ein weiteres Wachstum verboten. Die Bank dürfe ihre Bilanzsumme von 1,95 Billionen Dollar (per Ende 2017) erst wieder steigern, wenn sie Unternehmensführung und Kontrollen ausreichend verbessere, teilte die Fed am Freitag mit. Zudem muss das Finanzinstitut bis April drei Verwaltungsräte austauschen und einen weiteren bis Ende des Jahres. Der Aktienkurs gab nachbörslich um 6,1 Prozent nach.
Wells-Fargo-Chef Tim Sloan sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, die Auswirkungen auf den Gewinn dürften "überschaubar" sein. Unabhängig von der Fed-Anordnung sei man scharfem Wettbewerb ausgesetzt. "Unser Marschbefehl an das Team ist: Geht raus und bedient unsere Kunden, erfüllt unsere Vision, nehmt Einzahlungen entgegen und vergebt Kredite. Wir haben geöffnet."
Sloan nimmt die Anordnung der Fed nach eigenen Worten ernst. Es sei aber nur ein Schritt im Rahmen von Reformen bei Risikomanagement und Kontrollen in dem Unternehmen. Wells Fargo geht nach eigenen Angaben davon aus, dass sich der verordnete Wachstumsstopp in diesem Jahr mit 300 Millionen bis 400 Millionen Dollar beim Gewinn niederschlägt. Dies entspricht zwischen 1,5 und 1,9 Prozent der Gewinnsumme im vergangenen Jahr.
Fingierte Bankkonten
Das Geschäftsgebaren der Bank hatte Aufsehen erregt: So eröffneten Mitarbeiter Phantomkonten im Namen ihrer Kunden, um interne Ziele zu erfüllen. Die Zahl der bekanntgewordenen Konten liegt inzwischen bei 3,5 Millionen. Wegen der Affäre einigte sich Wells Fargo bereits 2016 mit den Behörden auf die Zahlung einer Summe von 190 Millionen Dollar.
Danach kam noch weiterer Ärger wie eine Affäre um dubiose Versicherungsaufschläge bei Autofinanzierungen hinzu. Es gab zahlreiche Entlassungen sowie Millionenstrafen von US-Behörden und Vergleiche mit Sammelklägern.
"Permanentes Fehlverhalten"
Die Fed kritisierte nun, bei dem Konzern habe das Wachstum eine größere Rolle als effizientes Risikomanagement gespielt. "Tiefgreifendes und permanentes Fehlverhalten können wir bei keiner Bank dulden", erklärte die scheidende Fed-Chefin Janet Yellen. Aus Behördenkreisen verlautete, die Zentralbank greife nur selten direkt in die Geschäfte eines Geldinstitutes ein. Ein Wachstumsverbot sei noch nie erteilt worden.
Das 1852 gegründete Unternehmen aus San Francisco war zwischen Ende 2013 und 2016 stetig gewachsen. Bereits 2017 kühlte sich das Wachstum deutlich ab, weil das Institut den Skandal aufarbeitete. Wells Fargo muss nun innerhalb von zwei Monaten einen Plan bei der Fed einreichen, wie die Probleme angegangen werden. Sollten ihn die Aufseher billigen, werden Experten von außen geholt werden, um die Umsetzung zu überwachen.
Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa