
Prompt Engineers werden überall dort gebraucht, wo eine Interaktion von Kunden oder Nutzern wichtig ist und durch interaktive Benutzeroberflächen optimiert werden kann.
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Mit dem Erfolg von ChatGPT schreiben immer mehr Unternehmen Stellen für sogenannte Prompt Engineers aus. Gesucht werden KI-Flüsterer, die digitale Benutzeroberflächen noch intelligenter machen. Das lassen sich inzwischen nicht mehr nur IT-Firmen einiges kosten.
In der Tech-Branche lässt sich gutes Geld verdienen. Das ist längst kein Geheimnis mehr. Nicht zuletzt der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) hat diesen Trend zusätzlich noch befeuert. Der Erfolg von ChatGPT rückt jetzt einen Job in den Fokus, den bislang die wenigsten auf dem Schirm hatten - und für den satte Gehälter gezahlt werden.
Sogenannte Prompt Engineers trainieren KI-Chatbots und entwickeln Befehle, mit denen noch bessere Ergebnisse erzielt werden können. Die KI-Flüsterer verwenden dafür Spracherkennungstechnologien, um Benutzereingaben (sogenannte prompts) zu verarbeiten, zu interpretieren und entsprechende Antworten oder Aktionen zu generieren. "Prompt Engineers ermöglichen also den einfachen und verbesserten Zugang zu Sprachmodellen. Sie arbeiten als eine Art Übersetzter zwischen Anwendern und KI", sagt Alexander Brem, Professor für Entrepreneurship in Technologie und Digitalisierung an der Universität Stuttgart, ntv.de.
Und das lassen sich Unternehmen einiges kosten. Das Google Startup Anthropic beispielsweise hat laut dem Finanzportal Bloomberg gerade eine Stelle für einen Prompt Engineer mit einem Jahresgehalt von 335.000 US-Dollar ausgeschrieben. Bewerber sollen sich gut mit den gängigen Sprachmodellen (LLMs) auskennen und grundlegende Programmierkenntnisse mitbringen. Die kalifornische Firma Klarity bietet für eine ähnliche Stelle 230.000 US-Dollar.
Einsatz nicht mehr nur in IT-Firmen
Die Stellen mit Top-Gehältern gehen zwar häufig an Personen, die einen Doktortitel in maschinellem Lernen oder an diejenigen, die bereits KI-Unternehmen gegründet haben. Aber auch Bewerber ohne ein technisches Studium haben offenbar gute Chancen, so einen lukrativen Job zu ergattern. Insbesondere für die Input-Verarbeitung können laut Brem Absolventen von nicht-technischen Studiengängen - wie etwa Linguistik, Sprachwissenschaften, Kommunikationswissenschaften oder Psychologie - wichtig sein. "Schließlich muss sichergestellt werden, dass das KI-Modell eine Vielzahl von Nutzereingaben in das jeweilige Conversational User Interface (CUI) verlässlich verarbeiten kann. Insofern braucht man gut gebildete Menschen, die sich sehr gut in Sachverhalte hineindenken können beziehungsweise die technische Expertise durch Erfahrung einbringen", sagt Brem.
Prompt-Ingenieure werden nicht nur immer gefragter, sie kommen längst auch nicht mehr nur in IT-Firmen zum Einsatz. Inzwischen suchen auch Finanzfirmen, Anwaltskanzleien, Versicherungen, Redaktionen und Werbeagenturen nach ihnen. Sie werden überall dort gebraucht, wo eine Interaktion von Kunden oder Nutzern wichtig ist und durch interaktive CUIs optimiert werden kann. "Je nach Anwendungsfall müssen die bestehenden 'generischen' Sprachmodelle für die Kommunikation angepasst und optimiert werden, bevor sie mit Anwendern interagieren, Prozesse verbessern, Feedback sammeln oder Fragen beantworten können", sagt Sophia Hess, Doktorandin von Brem. Im Vordergrund stehe dabei immer die Optimierung der Nutzererfahrung. "Wenn Prompt Engineers eine gute Arbeit machen, kann das die KI und deren Akzeptanz durch die Nutzer enorm steigern."
Um dem Bedarf gerecht zu werden, ist im vergangenen Jahr die Plattform PromptBase gestartet. Der Online-Marktplatz vermittelt Prompt-Ingenieure und verkauft erfolgreiche Befehlszeilen. Noch mag der Job nur wenigen bekannt sein. Doch Experten ziehen wegen des rasanten Wachstums der Branche bereits Vergleiche zu Blockchain, Non-Fungible Tokens und Kryptowährungen. Während diese im Jahr 2021 noch einen Jobboom erlebten und Bewerber mit hohen Gehältern und Boni lockten, haben viele Talente allerdings die Kryptowelt schon wieder verlassen.
KI lernt dazu, Prompt Engineers aber nicht überflüssig
Wie lange der Run auf Prompt Engineers anhalten wird, hängt laut Brem unter anderem von der Entwicklung neuer Technologien, der Geschwindigkeit der Verbreitung von CUIs und der Nachfrage von kundenorientierten Benutzeroberflächen ab. Solange Unternehmen aber weiterhin ihre Interaktion mit Kunden und Nutzern verbessern und Prozesse automatisieren wollen, werden auch Prompt Engineers gefragt sein. Brem erwartet, dass sich ihre Rolle im Laufe der Zeit weiterentwickelt, da die Technologien fortschreiten und immer neue Anwendungsbereiche erschlossen werden.
Obwohl die KI mit jeder Anfrage dazulernt, heißt das nicht, dass Prompt Engineers daran arbeiten, ihren eigenen Job überflüssig zu machen. "Da die Anfragen in aktuellen Modellen keinen Einfluss auf das zugrundeliegende KI-Modell ausüben können, müssen sich Prompt Engineers keine Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen", sagt Brem. Das hat vor allem zwei Gründe.
Zum einen sei die Verarbeitung von Inputs, die Subtexte wie Ironie oder Sarkasmus beinhalten, eine große Herausforderung. Zum anderen würden sich die Bedürfnisse und Ansprüche von Nutzern mit zunehmendem Technologiefortschritt ständig weiterentwickeln. "In naher Zukunft wird die Rolle von Prompt Engineers wahrscheinlich eher komplexer und anspruchsvoller werden, da die Technologie und ihre Anwendungsbereiche weiter voranschreiten", sagt Brem.
Quelle: ntv.de