Tech-Werte besonders getroffen Fitch-Rating setzt US-Indizes zu
02.08.2023, 23:18 Uhr Artikel anhören
Der Nasdaq verliert nach der Fitch-Abstufung über zwei Prozent.
(Foto: IMAGO/TheNews2)
Dass die Ratingagentur Fitch die Spitzenbonität der USA kassiert, sorgt an der Wall Street für Unruhe. Vor allem für Wachstumswerte wie Tesla und Nvidia geht es bergab. Der Dollar kann sich dagegen nach anfänglichen Verlusten wieder fangen.
Die Herabstufung des Kredit-Ratings der USA durch die Ratingagentur Fitch hat die Wall Street ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Mittwoch rund ein Prozent tiefer auf 35.282 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 2,2 Prozent auf 13.973 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,4 Prozent auf 4513 Punkte ein.
Die US-Ratingagentur hatte die Bewertung der Kreditwürdigkeit um eine Stufe von der Spitzennote "AAA" auf "AA+" heruntergestuft und dies mit einer Verschlechterung der Haushaltslage begründet. "Ausgerechnet die Schuldenproblematik in den USA und eine zeitlich doch ziemlich überraschende Herabstufung durch die Ratingagentur Fitch beendet abrupt die Euphorie der Anleger über den bevorstehenden Zinsgipfel, eine vielleicht doch ausbleibende Rezession und den nachlassenden Inflationsdruck", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.
Die Analysten waren sich aber uneinig, wie sich die Herabstufung langfristig auf den Markt auswirken würde. "Dies geschah bereits einmal im Jahr 2011, damals durch die Agentur Standard and Poors. In der Folge ging es mit dem DAX in wenigen Tagen 25 Prozent nach unten", warnte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Andere Experten zeigten sich gelassen. "Die ausbleibende Reaktion beim Dollar-Index deutet darauf hin, dass der Markt das Risiko bereits abgewägt hat", sagte Sophie Lund-Yates, Chefanalystin der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown. Zudem beruhe die Entscheidung von Fitch auf teilweise veralteten Daten, vor allem angesichts der zuletzt deutlich niedrigeren Inflation.
So baute der Dollar-Index seine anfänglichen Verluste wieder ab und rückte um 0,6 Prozent auf 102,64 Punkte vor. Der Euro verlor im Gegenzug 0,4 Prozent. Die Ölpreise drehten indes ins Minus. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI bauten ihre anfänglichen Gewinne angesichts der überraschend hohen US-Lagerbestände wieder ab und verbilligten sich um jeweils rund zwei Prozent auf 83,45 beziehungsweise 79,74 Dollar pro Barrel. "Die Benzinnachfrage scheint nach den höheren Preisen an den Zapfsäulen ihren Höhepunkt erreicht zu haben", sagte Edward Moya, Chefanalyst beim Handelshaus Oanda.
Die Verunsicherung setzte Wachstumswerten wie Tesla, Microsoft, Nvidia und Meta zu. Die Papiere des E-Autobauers, des Software-Riesen, des Chipherstellers und der Facebook-Muttergesellschaft gaben zwischen 2,6 und 4,8 Prozent nach.
Starbucks lässt Anleger hoffen
Zudem blieben die Konzernbilanzen im Rampenlicht. So drehte Starbucks nach anfänglichen Kursverlusten ins Plus und gewann knapp ein Prozent. Die weltgrößte Kaffeehaus-Kette hat die Experten-Erwartungen beim Umsatz verfehlt, verzeichnete allerdings eine starke Erholung seines China-Geschäfts.
Ins Minus drehten dagegen AMD. Die Papiere des Chipherstellers verloren mehr als sieben Prozent. Analysten befürchten, dass die Ziele des Unternehmens für seinen KI-Chip zu ehrgeizig sein könnten. Die Aussicht auf einen Absatzboom beim neuen KI-Spezialchip hatte AMD zunächst beflügelt. Die KI-Aufträge hatten sich dem Unternehmen zufolge im Berichtquartal mehr als versiebenfacht. Das Unternehmen macht nach eigenen Angaben große Fortschritte beim Ausbau der Produktion des Prozessors MI300, der auf die komplizierten Berechnungen für den Betrieb Künstlicher Intelligenzen (KI) zugeschnitten ist.
Auch der Videospiele-Anbieter Electronic Arts hat unterdessen die Märkte mit seinem Ausblick enttäuscht. Das Unternehmen erwartet nach eigenen Angaben für das am 30. September endende Quartal Nettobuchungen von lediglich 1,70 bis 1,80 Milliarden Dollar. Analysten hatten bislang im Durchschnitt mit 1,81 Milliarden Dollar gerechnet. Die Titel rutschten um 7,2 Prozent ab.
Quelle: ntv.de, ino/rts