Streit im Haftungsverbund Fitch droht Sparkassen mit Herabstufung
09.06.2015, 22:01 Uhr
Gut will man sein. Befriedigend wäre eine schlechtere Benotung für die Sparkassen keinesfalls.
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Ihr gemeinsames Einlagensicherungssystem hilft den Sparkassen, die Euro-Krise weitgehend unfallfrei zu überstehen. Doch diese Sicherheit stellen einige Institute nun zur Disposition. Die Rechnung könnte teuer werden.
Die Ratingagentur Fitch warnt vor Gefahren bei einer Spaltung der Sparkassen-Finanzgruppe. Sollte der Verbund von Sparkassen und Landesbanken wegen des Streits über den Umbau des gemeinsamen Einlagensicherungssystems auseinanderbrechen, könne dies den Ruf und die wirtschaftliche Lage des öffentlichen Banken-Sektors schwer beschädigen, erklärte Fitch. "Der Zusammenhalt und das organisatorische Gebilde der Sparkassen-Finanzgruppe würde dann hinterfragt, unter anderem von den Aufsichtsbehörden", sagte Fitch-Analyst Michael Dawson-Kropf.
Die westfälischen Sparkassen streiten seit Monaten mit den anderen öffentlich-rechtlichen Instituten über den Umbau des Haftungstopfes, der an neue EU-Richtlinien angepasst werden muss. Westfalen hat für sich eine Sonderreglung bei der Rettung von Landesbanken gefordert, die alle anderen Institute ablehnen. Kommt es nicht noch zu einer Einigung in letzter Minute, müssten die westfälischen Sparkassen den Haftungsverbund des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) verlassen und zum Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) wechseln.
Sollte es dazu kommen, würde Fitch eine Rating-Herabstufung der westfälischen Sparkassen und auch der verbliebenen Sparkassen-Finanzgruppe prüfen, sagte Dawson-Kropf. Da die Sparkassen auch zu den Eigentümer der Landesbanken zählen, könnten auch deren Bonitätsnoten in Mitleidenschaft gezogen werden. Fitch hält es für wahrscheinlich, dass sich die Sparkassen am Ende noch zusammenraufen.
Stehen die Sparkassen im Notfall wirklich füreinander ein?
Der seit Monaten tobende Streit hat aus Sicht der Ratingagentur aber bereits gezeigt, dass Zweifel angebracht sind, ob die Institute im Krisenfall wirklich füreinander einspringen. Wegen dieser Annahme genießen die Geldhäuser bei der Regulierung einen Sonderstatus. Kredite an andere Mitglieder der Sparkassen-Finanzgruppe müssen sie beispielsweise nicht mit Eigenkapital unterlegen.
Auch die privaten Institute in Deutschland sehen sich Herabstufungen konfrontiert. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zieht die Konsequenzen aus neuen Vorschriften zur Abwicklung europäischer Banken. S&P senkt die Bonitätsnote der Deutschen Bank, der Commerzbank und zahlreicher weiterer europäischer Banken. Sie könnten nach den neuen EU-Regeln nicht mehr wie in der Finanzkrise darauf zählen, vom Staat gerettet zu werden.
Mit dem Schritt folgt die weltgrößte Ratingagentur dem Beispiel des Konkurrenten Fitch, der Mitte Mai aus dem gleichen Grund Dutzenden Geldhäusern schlechtere Noten für ihre Kreditwürdigkeit gegeben hatte. Die Deutsche Bank bewertete S&P mit "BBB+" nun zwei Stufen niedriger, die Commerzbank wird ebenfalls mit "BBB+" bewertet und damit um eine Stufe schlechter als bisher.
Für die Commerzbank könnte es noch weiter nach unten gehen
Während der Ausblick für das Rating der Deutschen Bank laut S&P stabil ist, droht die Ratingagentur der Commerzbank mit einer weiteren Herabstufung. Auch der HypoVereinsbank, deren Note um zwei Stufen auf "BBB" gesenkt wurde, droht eine weitere Herabstufung. In Österreich stufte S&P die Bonitätsnoten des Sparkassen-Spitzeninstituts Erste Group Bank und der Raiffeisen Zentralbank jeweils um eine Stufe auf "BBB+" von "A-" zurück.
Quelle: ntv.de