"Wir planen mit Bedacht" Flixbus wagt trotz dritter Welle den Neustart
25.03.2021, 17:14 Uhr
Für die Sicherheit der Fahrgäste setzt das Unternehmen unter anderem auf Luftfilteranlagen.
(Foto: picture alliance / Daniel Kubirski)
Die grünen Busse von Flixbus rollen wieder über die Straßen - zunächst mit reduziertem Angebot. Im Interview mit ntv.de erzählt Geschäftsführer Schwämmlein, warum sein Unternehmen trotz hohem Infektionsgeschehen den Betrieb wieder aufnimmt, und was er vom Krisenmanagement der Kanzlerin hält.
ntv.de: Flixbus hat zum November die Fahrten vollständig eingestellt und einen geplanten Neustart zu Weihnachten abgesagt. Inzwischen rollt die dritte Corona-Welle. Wieso nimmt Ihr Unternehmen jetzt trotzdem den Betrieb wieder auf?
André Schwämmlein: Das Wichtigste ist, dass wir auch in der aktuellen Zeit sicheres und umweltfreundliches Reisen anbieten können. Wir haben unser Hygienekonzept aus dem letzten Jahr nochmal erweitert, setzen jetzt zum Beispiel schon in vielen Bussen Partikelfilter mit antiviraler Beschichtung ein. Wir desinfizieren jedes Fahrzeug vor jeder Fahrt, stellen Desinfektionsmittel für alle bereit, zeigen den Fahrgästen schon bei der Buchung die erwartete Auslastung an, checken die Menschen kontaktlos ein, und natürlich herrscht zu jeder Zeit Maskenpflicht. Sicherheit ist das Wichtigste, und dafür haben wir gesorgt. Unsere Teams haben gemeinsam mit den Buspartnern in den letzten Wochen sehr hart daran gearbeitet, unser Konzept dazu nochmal zu erweitern und umzusetzen. Ich bin davon überzeugt, dass der Fernbus aktuell eine der sichersten Arten zu reisen ist.
Die grünen Busse rollen pünktlich zu Ostern. Wie passt das mit dem Appell der Kanzlerin zusammen, über die Feiertage zu Hause zu bleiben?
Es geht aktuell für uns nicht um touristisches Reisen, aber wir wollen den Menschen, die aktuell die Notwendigkeit haben mobil zu sein, eine sichere und nachhaltige Option dafür anbieten. Daher fahren wir gerade auch nur auf sehr wenigen Hauptachsen unseres Netzes und mit einem Bruchteil unseres ursprünglichen Angebots. Wir wollen für unsere Kunden und Buspartner da sein und eine Perspektive bieten.
Wie bewerten Sie das Krisenmanagement der Bundesregierung? Was könnte aus Ihrer Sicht besser laufen?
Dazu wird aktuell sehr viel geschrieben und diskutiert. Wichtig ist: Impfen und testen, damit alle möglichst schnell wieder in einen einigermaßen normalen Alltag zurückkehren können. Das betrifft ja nicht nur das Reisen, sondern alle Lebensbereiche. Für unsere Branche kann ich sagen, dass die sich ständig ändernden Regulierungen den operativen Betrieb für uns und unsere Buspartner schon sehr erschweren. Wir brauchen praktikablere und einheitlichere Maßnahmen. Bund und Länder hätten die letzten Monate für Entbürokratisierung, Digitalisierung und Modernisierung nutzen müssen.
Wie ist Ihr Unternehmen bislang durch die Krise gekommen?
Die Pandemie ist die größte Herausforderung unserer Firmengeschichte, klar. Die ganze Mobilitätsbranche steht aktuell vor großen Herausforderungen. Wir haben aber immer sehr konservativ und mit Bedacht geplant und sehen uns gut aufgestellt. Unsere Vision ist, dass Menschen weltweit nachhaltig mit dem Fernbus reisen können, und das gehen wir wieder an, sobald sich die Lage normalisiert hat.
Sind Sie auf die Unterstützung des Staates angewiesen?
Außer Kurzarbeitergeld – und das ist eine Versicherungsleistung – bekommen wir aktuell keine staatlichen Hilfen.
Flixbus wird von namenhaften Investoren finanziert. Stärken sie Ihnen auch in der Krise noch den Rücken?
Absolut. Die Zusammenarbeit mit unseren Investoren war und ist immer von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Es ist sehr schön zu sehen, dass auch unsere Partner in dieser Zeit an unsere Vision glauben und uns voll und ganz unterstützen. Das gilt im Übrigen auch für die zahlreichen mittelständischen Unternehmen, mit denen wir arbeiten, sowie unser gesamtes Team.
Sie wollen erstmal 40 von sonst 500 deutschen Ziele ansteuern. Wann wird Flixbus alle Routen wieder anbieten?
Das kann ich heute nicht beantworten. Wir stehen dazu aber in kontinuierlichem Austausch mit den Behörden und unseren Buspartnern. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Wenn sich das öffentliche Leben normalisiert, wird das auch für unser Netzwerk gelten.
Mit André Schwämmlein sprach Juliane Kipper
Quelle: ntv.de