Auch Weihnachten ohne Bahn? GDL-Chef Weselsky hält Streiks für unausweichlich
06.11.2023, 08:17 Uhr Artikel anhören
Die Zeit drängt: Wenn die Bahn nicht auf die Forderungen von GDL-Chef Weselsky eingehe, sei ein Streik nicht abzuwenden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die aktuelle Tarifrunde ist noch gar nicht gestartet, die Fronten sind aber bereits massiv verhärtet. Bahngewerkschafter Weselsky glaubt, dass es ohne Streiks der GDL nicht gehen werde. Das hänge vom Angebot der Bahn ab. Das betrifft auch die Weihnachtsfeiertage.
Der Chef der Lokomotivführer-Gewerkschaft Claus Weselsky hält kurz vor Beginn der ersten Tarifverhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn Streiks für unausweichlich. "Die Beschäftigten der Bahn haben die Messer schon gewetzt und wollen die Auseinandersetzung", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) der "Augsburger Allgemeinen" laut einem Vorabbericht. Er glaube nicht, dass diese Tarifrunde ohne Streik auskommen werde.
In weiteren Interviews mit der Funke-Mediengruppe und der "Süddeutschen Zeitung" hat der Gewerkschafter Bahnstreiks auch in der Weihnachtszeit nicht ausgeschlossen. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler müsse ein gutes Angebot vorlegen, wolle er Streiks abwenden.
Bahnvorstand Seiler habe 14 Tage Weihnachtsfrieden gefordert, sagte Weselsky den Funke-Zeitungen. "Darauf musste ich antworten, dass wir das vom Verhandlungsverlauf abhängig machen, nicht von seiner Wunschliste." Die Feiertage selbst könnten aber von Streiks ausgenommen werden. "Man sagt zwar, dass ich beinhart, aber nie, dass ich bescheuert bin", betonte der 64-Jährige.
Weselsky: "Noch zwei Monate bis Weihnachten"
"Der beste Weg, um Ruhe an Weihnachten zu haben", wären rasche Verhandlungen, sagte Weselsky der SZ. "Wir haben noch zwei Monate bis Weihnachten, wir könnten bis dahin locker fertig sein." Der Bahn warf er vor, die Verhandlungen zu verzögern.
Der Gewerkschaft gehe es vor allem um die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. "Da dies bisher auf erbitterten Widerstand der Bahn stößt, könnte die Tarifrunde etwas stressiger werden, zumal wir auch noch 555 Euro mehr im Monat und eine Inflationsprämie von 3000 Euro fordern", erklärte Weselsky. Die Bahn habe alles unternommen, um ihre Beschäftigten auf die Palme zu bringe. "Die Bahn-Basis kocht", sagte der Gewerkschafter.
Seiler hatte die Forderungen der GDL abgelehnt. Sie würden eine Erhöhung der Personalkosten um 50 Prozent bedeuten, sagte er vergangene Woche. Wegen der Arbeitszeitverkürzung müssten außerdem Tausende neue Leute eingestellt werden, was angesichts des Fach- und Arbeitskräftemangels "nicht realisierbar" sei. Weselsky erwiderte darauf, die Arbeitszeit könne schrittweise über ein Jahr abgesenkt werden, um Zeit für die Personalsuche zu schaffen. Gesprächsauftakt zur aktuellen Tarifrunde ist am 9. November.
Quelle: ntv.de, als/rts/AFP