Vorgaben verschärft Gasspeicher müssen zu 95 Prozent voll sein
28.07.2022, 20:23 UhrDamit Deutschland ohne Rationierungen durch die kalte Jahreszeit kommt, müssen die Gasspeicher bis zum Winter möglichst voll sein. Die Vorgaben für die Füllstände werden jetzt erhöht. Ob die Rechnung aufgeht, ist jedoch alles andere als sicher.
Die deutschen Gas-Speicher müssen für den Winter stärker gefüllt werden als bislang geplant. Die Ministerien billigten nach Angaben des Wirtschaftsministeriums eine Verordnung, wonach die Speicher zum 1. November nun zu 95 Prozent statt wie bisher vorgesehen zu 90 Prozent voll sein müssen. Die Regelungen treten am Freitag in Kraft. Zum 1. Oktober ist nun ein Stand von 85 Prozent statt 80 Prozent verpflichtend. Zudem wurde eine neue Vorgabe für den 1. September von 75 Prozent eingeführt.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte das neue Zwischenziel in der vergangenen Woche als Teil eines Pakets zum Energiesparen bekannt gegeben. Volle Speicher gelten als eine Voraussetzung, dass Deutschland trotz reduzierter russischer Gas-Lieferungen ohne Rationierungen über den Winter kommt. Derzeit sind die Speicher zu etwa 66 Prozent gefüllt.
Die zusätzlichen fünf Prozentpunkte zum November bedeuteten rund eine Milliarde Kubikmeter Gas, erklärte das Ministerium. "Die Bundesregierung tut alles, um die Versorgungssicherheit auch weiterhin zu gewährleisten", versicherte Habeck. In den vergangenen Monaten sei man deutlich vorangekommen. Dennoch bleibe die Lage angespannt. "Klar ist: Die Speicher müssen voll werden. Daran arbeiten wir mit ganzer Kraft", betonte der Grünen-Politiker.
Lieferstopp würde Rechnung zunichtemachen
Die Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland waren zuletzt erneut gedrosselt worden. Die deutschen Betreiber gehen trotzdem davon aus, dass weiter Gas in den Speichern gelagert werden kann. Bei anhaltend hohen LNG-Importen sei sehr wahrscheinlich noch ein Füllstand von über 90 Prozent bis zum 1. November zu erreichen, hieß es zuletzt. Die Rechnung beruht allerdings auf der Annahme, dass der Gastransport durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter bei 20 Prozent der maximalen Kapazität liegt. Fiele dieses Gas auch noch weg, müsste die Lage neu bewertet werden.
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Verbrauch aus und bilden ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. An kalten Wintertagen werden bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus deutschen Speichern abgedeckt.
Quelle: ntv.de, hul/rts/AFP/dpa