Unmut über Bonus-System Gewerkschaft erhöht Druck auf Lieferando
28.01.2022, 10:27 Uhr
Auch Zuschläge für die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen fordert die Gewerkschaft.
(Foto: imago images/photothek)
Nach der Erhöhung des Basislohns für Lieferando-Kuriere auf elf Euro stellt die zuständige Gewerkschaft im Kampf um faire Arbeitsbedingungen weitere Forderungen. Insbesondere das Bonus-System berge die Gefahr von Hetze im Verkehr. Lieferando beteuert hingegen branchenübliche Bedingungen.
Im Kampf um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bei Essenslieferdiensten erhöht die zuständige Gewerkschaft den Druck. Nach Stundenlohn-Erhöhungen beim Anbieter Lieferando dringt sie auf weitere Zugeständnisse für die Kuriere. Ziel ist es, das Bonus-System für Kuriere zu kippen und ein höheres Festgehalt zu verankern. Lieferando gewinne immer mehr Marktanteile, erklärte Christoph Schink, der Gastro-Experte der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten. "Der Boom darf aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden." Es liege nun an Lieferando, als Marktführer gemeinsam mit der Gewerkschaft faire Regeln für die Lieferbranche auf den Weg zu bringen. Dazu gehöre auch, künftig Zuschläge für die Arbeit an Feiertagen und Wochenenden zu zahlen. Während an diesen Tagen die meisten Menschen freihätten, seien Essenskuriere im Dauerstress unterwegs.
Ihre Forderungen will die Gewerkschaft mit einer Protestkundgebung an diesem Freitag vor der Zentrale des Mutterkonzerns Just Eat Takeaway in Berlin unterstreichen. Verlangt werden etwa Zuschläge für Arbeit an Wochenenden und Feiertagen. Zum Protest angekündigt sind auch Berlins Arbeitssenatorin Katja Kipping und die Bezirksleiterin des Deutschen Gewerkschaftsbundes für Berlin-Brandenburg, Katja Karger.
Bis zu 18 Euro pro Stunde möglich
Ein Unternehmenssprecher betonte: "Lieferando-Fahrer verdienen durchschnittlich mehr als 13 Euro pro Stunde in einer sicheren Anstellung mit Urlaubsentgelt, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einer umfassenden Versicherung." Die meisten erhielten daneben Boni. Fahrer in nachfragestarken Großstädten kämen auf bis zu 18 Euro pro Stunde im Monatsdurchschnitt. Dabei schreibe das Unternehmen mit der Auslieferung noch immer Verluste. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass viele Fahrer im günstigsten Fall nur 14 Euro erreichen könnten.
Lieferando hatte den Grundlohn zu Jahresbeginn um einen Euro auf elf Euro je Stunde erhöht. Fahrern werden seitdem ein Dienst-Fahrrad und ein Dienst-Smartphone angeboten. Die Gewerkschaft will das Bonus-System kippen. Aus ihrer Sicht führt es zu gefährlicher Hetze, zudem seien Teilzeitkräfte benachteiligt.
Das Unternehmen weist die Kritik zurück. "Lohnerhöhungen und die fast 20-teilige Ausstattung erlauben einen sicheren Verdienst bei sicheren Fahrweisen". Boni gebe es schon ab der 26. Lieferung im Monat. Ab durchschnittlich 11,6 Wochenstunden gebe es erhöhte Boni. Solche Zahlungen seien in der Branche üblich.
Quelle: ntv.de, lno/dpa